Mit dem neuen Werk bleibt sich Vic Chesnutt ziemlich treu. Waren seine letzte Scheiben für den kauzigen Songwriter vergleichsweise rockig, so gibt es auf "North Star Deserter" wieder Eklektizismus pur. Vom Flüstern bis zum Sturm reicht das Spektrum, in dem sich Chesnutt - mit Unterstützung seiner neuen Labelkollegen Thee Silver Mt. Zion und Godspeed You! Black Emperor - durch sein wundersames Song-Universum bewegt. Seine Kollegin und Freundin Kristin Hersh sagte einmal, Vic bewege sich beim Komponieren auf gefährliches Terrain und er sei in der Lage, dabei keinen geistigen Schaden zu nehmen. In der Tat: Normal war das ja noch nie, was Vic so zu Tage beförderte. Auch auf "North Star Deserter" gibt es wieder interessante neue Facetten zu entdecken. Z.B. eine unbestimmte Hinwendung zu mittelalterlicher Theatralik, die Chesnutt mit Blues und Noise verknotet. Aber allzu sehr sollte man Vics Werke ja eh nicht analysieren - denn ohne Rücksprache läge man fast immer falsch, was Interpretationsversuche anginge. Nur so viel: "North Star Deserter" ist weniger laut als seine Vorgänger, aber auf subversive Art intensiver und dynamischer.