Die Idee geht auf Hugo Race zurück, der einfach mal Lust hatte, ein Akustik-Projekt zu machen. Was grundsätzlich eine absurde Idee schien, denn vermutlich hat Hugo Race nicht einmal eine Akustik-Gitarre, wie Labelmogul Reinhard Holstein beim Live-Debüt von Dirtmusic beim letztjährigen OBS-Festival ganz richtig feststellte. Hugo Race ist - genau genommen - auch kein klassischer Songwriter. Dafür tat er sich diesbezüglich mit zwei richtigen Leuten zusammen: Chris Eckman von den Walkabouts und Chris Brokaw (Come, Steve Wynn etc.) Es gab da nur einen Haken: Die drei Musiker kannten sich nicht mal, bevor sie sich zusammenfanden, um Konzerte zu geben und Songs zu schreiben (in dieser Reihenfolge, wohlgemerkt). Und so musizierten dann beim OBS drei gleichberechtigt agierende Musiker aneinander vorbei. Ohne dass so etwas wie eine Bandfeeling aufkommen wollte. Was nicht verwunderlich war, denn der Stil der drei ist doch sehr unterschiedlich: Chris Eckman macht Alt-Country, Hugo Race psychedelischen Neo-Blues und Chris Brokaw akustisches Prog-Rock-Songwriting. Das ist auf der Debüt-CD des Projektes zum Glück etwas anders. Zwar spielt hier auch noch erkennbar jedermann sein Zeug - aber die jeweils anderen beiden sind besser integriert und nehmen (was noch wichtiger ist) ihr Ego ein wenig zurück. So gibt es denn alles, was die Protagonisten auszeichnet - von vertrackten Harmoniefolgen über atmosphärische Blues-Gitarren bis zu dräuenden Folk-Balladen - allerdings ist es in der Summe mehr als die einzelnen Bestandteile vermuten lassen. Leider wurde alles fast ohne Rhythmusgruppe eingespielt - und das, obwohl Brokaw ein guter Drummer ist, weswegen es Abzüge in der B-Note gibt. Insgesamt ist Dirtmusic - die Scheibe - sehr viel gelungener als Dirtmusic - die Inpromptu-Live-Band.