Bon Iver ist der neueste Wunderling aus dem nach wie vor bemerkenswert unberechenbaren 4AD-Universum. Justin Vernon ist ein waschechter Einsiedler, der sich - ganz der Devendra Banhart-Schule verpflichtet - drei Monate in eine einsame Jagdhütte in Wisconsin zurückzog (und zwar im Winter, weswegen das Projekt auch Bon Iver heißt, was ein falsch verstandenes französisches Bon Hiver ist) und dort diese eigenartige Debüt-CD einspielte. Eigenartig deswegen, weil das nun wahrlich keine typische Folk-Scheibe wurde, auch wenn Vernon - bis auf gelegentliche Ausnahmen - nicht mehr als seine Stimme und sachte angeschlagene Gitarrenakkorde verwendete.

Vernon setzte hier ganz auf die Inspiration durch die Natur und die sich dadurch ergebende, kontemplative Atmosphäre. Mit einer gewöhnungsbedürftig hohen Fistelstimme singt er lautmalerische Dada-Texte zu Stücken, die unentschlossen zwischen entrückter Spritualität und bodenständiger Schönheit pendeln. Die wenigen musikalischen Accessoires (z.B. ein modifizierter Bläsersatz) setzen dem Ganzen dann musikalische I-Tüpfelchen der Extraklasse auf. Scheiben wie diese bekommt man wahrlich nicht allzu oft zu hören.