Heutzutage muss man sich ja doppelt gut überlegen, wie man sich als Singer/Songwriter überhaupt noch eine eigene Nische im umkämpften Markt der Liedermacher auskerben könnte. Der kanadische Wahlberliner Sean Nicholas Savage nutzte für seine neue LP nun den kreativen Fundus der Bundeshauptstadt und richtete seine Kunst radikal neu aus, nachdem er sich zuvor an allem Möglichen aus dem Bereich Pop und Songwriting versucht hatte. Mit Unterstützung von Owen Pallett, der ihm zauberhafte, kammermusikalische Streicherarrangements für seine neuen Songs arrangierte und dem polnischen Pianisten und Komponisten Marcin Masecki schuf er ein vollkommen neues Setting, in dem er sich dann als zwar angeschrägter dafür aber umso inbrünstiger agierender Crooner im brüchigen Robert Wyatt-Stil fallen ließ (und darin aufzugehen scheint). Popmusik ist das natürlich nicht mehr. Stattdessen arbeitet Savage mit klassischen Elementen (inklusive fast ernst gemeintem Arien-Geträller) in einem durchweg melancholisch ausgerichteten Balladen-Setting irgendwo zwischen Romantik-, Caféhaus- und Schlaflied-Ästhetik. Eine Band-Instrumentierung ist dabei ebenso unnötig wie etwa der Einsatz von Gitarren. Im Vergleich zu dem, was Nicholas zuvor gemacht hat (und was viele seiner Kollegen machen), ist das schon ziemlich einzigartig.