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25.02.2022
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Superchunk - Wild Loneliness

Superchunk - Wild Loneliness
Merge Records/Cargo
Format: 2LP

"Da weiß man, was man hat" hieß es in den 70er-Jahren in einer Waschmittelwerbung, und auch Superchunk könnten gut mit diesem Slogan für sich und ihre feine neue Platte werben. Auf "Wild Loneliness" macht das legendäre Quartett aus Chapel Hill, North Carolina, zwar gerade im Vergleich zum wütend-wüsten Vorgänger "What A Time To Be Alive" vieles anders, gleichzeitig sorgen der einzigartige Songwritingstil von Sänger und Gitarrist Mac McCaughan und seine unverwechselbare Stimme dafür, dass stets sofort klar ist, wer hier am Werk ist. War das letzte Album der vier ein aufrüttelnder Ruf zu den Waffen, mit dem Superchunk mit oft punkiger Wucht ihre Wut auf Trumps Amerika artikulierten, ist das neue Werk vom pandemiebedingten Innehalten gekennzeichnet. Obwohl an anderer Stelle bereits durchaus treffend als "Indierock aus dem Home Office" bezeichnet, lassen McCaughan, Bassistin Laura Ballance, Gitarrist Jim Wilbur und Schlagzeuger Jon Wurster typische Lockdown-Klischees außen vor und konzentrieren sich mit diesen in der Isolation über die Isolation geschriebenen Liedern lieber auf den hoffnungsvollen Blick nach vorn. Die zehn Songs auf "Wild Loneliness" sind optimistisch, triumphierend und trotz bisweilen durchaus reflektierter, selbstkritischer Texter ansteckend fröhlich, und auch wenn die patentierten Riffs und die feierlich-hymnische Stimmung, die seit jeher ein Markenzeichen der Band sind, auch hier allgegenwärtig sind, sorgt das semi-akustische Setting dafür, dass diese LP klingt wie sonst keine von Superchunk. Streicher, Bläser und eine ganze Reihe Gastbeiträge von Fans und Freunden des Quartetts wie Mike Mills, Sharon Van Etten, Franklin Bruno, Tracyanne Campbell (Camera Obscura) oder Norman Blake und Raymond McGinley von Teenage Fanclub geben vielen Songs einen ungewohnt zarten Touch, und am Ende sind es nicht nur die Songs selbst, die begeistern, sondern auch die Leichtigkeit, mit der Superchunk nach mehr als 30 Jahren neue Ausdrucksformen finden, ohne sich dafür verbiegen zu müssen. Inspirierend!


-Carsten Wohlfeld-


 

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