Fenster schließen
 
27.05.2011
http://www.gaesteliste.de/review/show.html?_nr=11934
 
tUnE-yArDs - Whokill

tUnE-yArDs - Whokill
4AD/Beggars Group/Indigo
Format: CD

Schon im ersten Song mit dem Titel "My Country" wird klar, dass sich bei Merrill Garbus seit ihrem Debüt "BiRd-BrAiNs" etwas getan hat: Die durchgeknallte Songwriterin war für "Whokill" zum ersten Mal in einem echten Tonstudio. Das hört man sofort, wenngleich die grundsätzliche Ästhetik von tUnE-yArDs' Musik nach wie vor Lo-Fi heißt.

Die Songs jedenfalls profitieren eindeutig vom neuen Studio-Sound: Bezeichneten wir "BiRd-BrAiNs" im Jahr 2009 noch als "akustisches Experiment einer Frau mit ziemlich wilden Klang-Ideen", so ist "Whokill" ein (fast) durchgängig hörbares Folk-Album mit vielfältigen Einflüssen von Hip-Hop ("Gangsta") über Afro-Beats ("My Country") bis hin zu bläsergetriebenem Funk und Soul ("Bizness"). Natürlich hat Garbus' Wahnsinn noch immer Methode. Alles, was ein Geräusch machen kann, ist auf "Whokill" auch drauf, davon kann man ausgehen.

Es ist aber diesmal vor allem Merrill Garbus kräftige Stimme, die fast immer aus tiefster Kehle zu kommen scheint, und die den Songs auf "Whokill" ihre besondere Dynamik verleiht. Mit ihrer erstaunlichen Bandbreite klingt sie in manchen Stücken fast schon wie ein Mann, im nächsten Lied schwingt sie sich jedoch in Höhen auf, die man sonst eher von einer Whitney Houston erwarten würde.

tUnE-yArDs hat es geschafft, aus ihren unfertigen Song-Ideen, die auf dem Debütalbum noch zu nerven tendierten, ein schlüssiges und originelles Album zu stricken. Mit ihrem einzigartigen Sound zwischen Folk, Indiepop, Groove, Weltmusik und Hip-Hop könnte sie für die 2010er Jahre vielleicht einmal eine ähnliche Rolle einnehmen, wie Beck sie ab etwa 1994 für die alternative Musik der 90er spielte. Aber wahrscheinlich liegt ihr selbst nichts ferner als das.



-Felix Maliers-


Video zur Single "Bizness"
 

Copyright © 2011 Gaesteliste.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Gaesteliste.de