Als regelrechtes Stehaufmännchen hat sich Hellmut Hattler im Laufe der Pandemie erwiesen. Nachdem er von einer üblen Krankheit eigentlich schon mit einem Verfallsdatum gekennzeichnet worden war, nutzte er seine Muse, um sich selbst am Schopf aus einer möglichen Depression hinauszuziehen und stürzte sich und seine alten Bandkumpels von Kraan im ersten Lockdown dann gleich in eine immens produktive Phase, an deren Ende mit "Sandglass" das erfolgreichste Kraan-Album der Neuzeit in den Regalen stand. Und dann kam der nächste Lockdown. Hellmut griff erneut zum Bass, trommelte so gut wie alle anderen Musiker zusammen, mit denen er (neben Kraan) im Laufe seiner langen Karriere gespielt hatte und spielte ein neues Solo-Album mit dem beziehungsreichen Titel "Sundae" ein.

Alben sind Hellmut sowieso wichtig, denn obwohl er nie ein musikalisches oder produktionstechnisches Problem mit der Neuzeit hatte, lehnt er schnelllebigen Wegwerf-Pop und flüchtiges Digitalisieren eher ab. Ergo ist auch "Sundae" wieder ein Ding mit Hand, Fuß, Struktur und Rahmen, das sicher nicht als beliebige Tracksammlung verstanden werden möchte, sondern als Album, mit dem Hattler - wie in einem gutsortierten Eisbecher - alles parat hält, was er zwischen Pop, Jazz, Krautrock, Soul, Wave, Rock und sogar Blues so alles zu bieten hat. Unterstützt von langjährigen Vertrauten wie z.B. Vokalistin Fola Dada, Trompeter und Arrangeur Joo Kraus, Keyboarder Martin Kaspers oder Gitarrist Torsten de Winkels sowie einer Schar von versierten Technikern und Remixern zeigt Hellmut ein ums andere Mal, dass man auch mit nahezu 70 Lenzen zugleich zeitlos, modern, romantisch und hip sein kann/darf, wenn man sich bloß nicht um solche Etikette kümmert. Und mit dem Streicherarrangement zu dem Track "Lieblingslied" erfüllen sich Hellmut Hattler und Joo Kraus auch noch einen lange gehegten Traum.