Wie schon der Titel des neuen Albums des US-Barden Ian Noe vermuten lässt, geht es um ein selbstironisches musikalisches Portrait seiner Heimat im östlichen Kentucky. Es ist dabei aber keineswegs eine allgemeine Lobpreisung, sondern um Portraits einer Reihe differenzierter Charaktere mit all ihren menschlichen Schrullen und Schwächen. Angeregt von einer Flutkatastrophe 2020 beschreibt Noe, wie die Menschen der Appalachen mit den Widrigkeiten des Lebens umgehen - übrigens ohne sich über sie lustig zu machen. Der Hörer lächelt hier stets mit und nicht über die Protagonisten. Als Metapher für den Fluss (und die Unausweichlichkeiten) des Lebens wählte Noe das Wasser, das in fast jedem seiner Songs irgendeine Rolle spielt.

Musikalisch wandelt Ian Noe dabei dieses Mal eher auf den Spuren von Woody Guthrie oder Hank Williams als auf jenen des frühen elektrischen Bob Dylan oder The Band. Das ist genau umgekehrt als auf seinem Debüt-Album "Between The Country" - was aber durchaus seinen Charme hat, denn auch als Country- und Folk-Hillbilly macht Noe schließlich eine gute und glaubwürdige Figur - und gut ausbalanciert ist das Werk ja trotzdem. Das erreicht er dadurch, dass er sich so mit den von ihn besungenen Charakteren als "einer von uns" gemein macht. Das kommt dabei alles so charmant, überzeugend und selbstverständlich rüber, dass überhaupt nicht auffällt, dass Noe hier das Rad nun wirklich nicht neu erfindet und seine künstlerische Identität alleine über seine Personality (bzw. die seiner Charaktere) erreicht. Nach seinem eh schon erstaunlichen Debüt ist Noe mit seinem zweiten Album erneut ein zeitloser Instant-Klassiker gelungen.