Bislang ging es immer hin und her mit Luke Hester und Lucy Hill: 2014 in London als Duo-Projekt gegründet, entwickelte sich das Projekt zur Band und veröffentlichte diverse Singles, die anschließend in EPs zusammengefasst wurden. Zum Teil aus Budget-Gründen - hauptsächlich aber deshalb, weil Luke Hester als Produzent ein experimenteller Kontrollfreak ist, der im heimatlichen Studio den Gesang seiner Partnerin Lucy Hill mit allen Mitteln der Produktionskunst bearbeitet, bevor er ihn mit Myriaden von elektronischen, digitalen, analogen und organischen Instrumenten in einem vielschichtigen Dreampop-Kosmos miteinander verbindet - sind Dahlia Sleeps heutzutage wieder ein Duo, das nur gelegentlich auf die Hilfe anderer Musiker setzt. Auch das Prinzip, die Songs als eigenständige Kleinkunstwerke zu betrachten, die einzeln nacheinander aufgereiht und veröffentlicht werden, hat sich nicht geändert. Das nun vorliegende Debüt-Album erfuhr seine Genese in Form der zunächst vorab veröffentlichten EP "Side A", der dann die jeweils neuesten Tracks hinzugefügt wurden, bis sich nun genügend Material für einen vollständigen Longplayer angesammelt haben. Das erklärt dann die erstaunliche Bandbreite des Materials - die vom simplen E-Pop-Track bis zur üppig arrangierten, hymnischen Torch-Song Power-Ballade alles zu bieten hat, was das Dreampop-Setting so her gibt. Und noch etwas: Das Erfolgsgeheimnis von Dahlia Sleeps ist ausnahmsweise mal nicht das Bestreben, die Songs auf das notwendige Mindestmaß einzudampfen, sondern diesen mit vielen Details und Sounds Glanz und Gloria zu verleihen, ohne dass die Sache im Selbstzweck ausartete.