Die isländische Songwriterin Árný Margrét hat auf ihrem Debütalbum "They Only Talk About The Weather" ein schönes Bild gefunden, ihre fragilen Selbstfindungs- und Coming-Of-Age-Songs auf poetische Weise greifbar zu machen. Denn als roter Faden zieht sich das Wetter als Sinnbild für die Unwägbarkeiten des Lebens durch ihre Songs - womit sie auch gleichzeitig eine Verbindung zum anderen Thema herstellt, das ihre Musik beeinflusst: Ihre isländische Heimat nämlich. Es erscheint ja durchaus nachvollziehbar, dass eine Isländerin über Einsamkeit und Existenzialismus resümiert - aber es ist nicht alltäglich, dass dabei - wie in diesem Fall - die isländische Natur (bzw. spezifisch das Wetter) zu einem eigenen Charakter wird.

Das schlägt sich dann auch musikalisch nieder, denn obwohl Árný Margrét auf zwei Songs vorsichtig auch mit einer Band agiert, bleibt sie doch dem "Weniger ist mehr"-Credo treu, das sie bereits mit ihrer Debüt-EP "Intertwined" präsentiert hatte und präsentiert den Rest der Tracks in einem akustischen Solo-Setting. So etwas kann natürlich nur funktionieren, wenn das Songmaterial so viel Substanz besitzt, dass es dieses Format trägt. Und das ist bei Árný Margrét zweifelsohne der Fall - einfach deswegen, weil sie ihr Material nicht einfach auf der akustischen Gitarre vorträgt, sondern weil sie jeden einzelnen Ton auf die Goldwaage legt und nur dann verwendet, wenn er im Kontext des Songs (und der Geschichte) absolut notwendig ist. Und dabei gelingen Árný einige der effektivsten, pursten zeitgemäßen Folksongs der letzten Jahre. (Zeitgemäß in dem Sinne, als dass sich Árný musikalisch nicht an der isländischen Folklore, sondern an zeitgenössischen Kolleg(inn)en orientiert.) Wer sich dieses Jahr nur eine akustische Folk-Scheibe kaufen möchte, sollte dringend zu dieser greifen.