Nach nur zwei Studio-Alben schon ein Live-Album. Na sowas. Während Berufszyniker wie jedes Jahr (und vielleicht nicht ganz zu Unrecht) auf das Weihnachtsgeschäft verweisen werden, dürfen sich unverdorbene Zeitgenossen auf ein unkonventionelles, ungeheuer krankes, abgedrehtes und schlicht großartiges Live-Album freuen.

Wo und wann "Scab Dates" genau aufgenommen wurde, das erfahren wir nicht. Auf irgendwelche Ansagen zwischen den Songs, die es verraten könnten, wartet man vergeblich. Das einzige, worauf Omar Rodriguez offenbar irgendetwas gab, war die Musik. Und die hat es in sich. Die Songs fließen geradezu ineinander. Wo auf den Studioplatten "De-Loused" und "Frances The Mute" noch arg hin und her mäandert wurde, gibt es hier brachiale Intensität und wilde Klangcollagen zwischen hartem Rock, Free Jazz und Gott weiß, was noch. Ruhige Passagen werden unweigerlich zu explosiven Ausbrüchen. Es kommt, wie es kommen muss.

"Scab Dates" ist letztlich viel mehr als ein Live-Album, das bekanntes Material aufkocht. Es bietet eine weitere Perspektive, einen neuen Blickwinkel in das Wesen einer faszinierenden Band, die uns hoffentlich noch viel mehr gute Alben bescheren wird.