Do Shoegazers dream of heretic sheep? - so könnte man in Anlehnung an Philip K. Dicks wunderbare "Blade Runner"-Buchvorlage fragen. Ein Bezug zur Literatur wird von der Band selbst nahegelegt, denn auf ihrem Cover-Artwork haben sie starke, teils bis heute aneckende, aber von den Zeitgenossen nicht notwendigerweise als "Ketzerinnen" (Albumtitel) verfolgte Frauen versammeln lassen: Virginia Woolf, Elizabeth Tudor, Susan B. Anthony u.v.m. Die Musik des Trios aus Kentucky ist anlässlich ihres vielgelobten Debüts "Lost And Gone Forever" recht anschaulich als "Prog-Shoegaze" bezeichnet worden - da gibt es die verhallende Wucht und den klagenden Gestus des Postrock, teils - aber nicht immer - heruntergetimed auf Tempi, zu denen man sich grad noch hospitalistisch wiegen kann.
Die Rhythmus-Gitarre beim Titelstück passt hingegen 1A zu Alternative Rock, der mächtig verzerrte, Lead-Anteile übernehmende Bass und der Telefon-Effekt über der Stimme riechen wieder mehr nach Prog. Der unverzerrt hohe Gesang rückt häufig U2, The Intersphere oder Conic in Reichweite. Und zusammen ergibt all dies den elektrischen Schlaf, der Ungeheuer gebiert. Ungeheuer melodische Songs nämlich. "To Love Is To Leave" ist so einer, der mit leicht überdrehtem Thom Yorke-Pathos akustisch anhebt und sich dann u.a. mit einem enorm verhallten SloMo-Gitarrensolo zur vollen, leicht weinerlichen Wucht aufschwingt.