"Other World" ist die erste Zusammenarbeit des britischen Songwriters Peter Hammill (voc, guit, samples; u.a. Van der Graaf Generator) mit dem US-Gitarristen Gary Lucas (u.a. Captain Beefheart And The Magic Band, Jeff Buckley). Der Kontakt war bereits 1973 nach einem Hammill-Solo-Konzert in Aylesbury entstanden. Doch es musste erst Januar 2012 werden, ehe die kreative Kooperation begann.
Der Großteil der schließlich im Januar 2013 in Hammills Terra Incognita-Studio entstandenen 14 Songs beruht wesentlich auf Peters Hammills charakteristischem Gesang und Garys Lucas' Gitarren, ergänzt durch Loops und Sounds. Geplant war zunächst nur eine EP, doch schnell wurde klar, dass es gut genug für einen Langspieler lief. Hammill nennt das Ergebnis "warped folk music... aus einer anderen Welt". In der geht es in der Tat überwiegend ruhig zu, mit reichlich schönen akustischen Gitarrenparts ("Spinning Coins", "Of Kith & Kin", "The Kid") oder gar ausgesprochenen Ambient-Sounds. Doch sie wären nicht die alten Querköpfe und Prog- bzw. Underground-Veteranen, wenn es da nicht auch Unterströmungen gäbe, die es verhindern, dass "Other World" zum "Landlust"-Soundtrack verkommt: Zum Beispiel das unnachahmliche Drama in Peters Stimme bei "Some Kind Of Fracas" oder die gewollten Dissonanzen der Fuzz-Gitarre beim auch rhythmisch anspruchsvollen "Cash". Auch "Reboot" nutzt freiwillig harmonische wie rhythmische Reibungen und erzeugt so einem der der Höhepunkte dieses unauffällig großen Albums.
Und dann gibt es da noch atmosphärische, ja cineastische Instrumentalmusik wie "Built From Scratch", "Attar Of Roses" oder "Glass". Beim langen Outro "Slippery Slope" geht das so weit in Richtung Ambient, dass man unwillkürlich auf den (ausbleibenden) Einsatz der Buckelwal-Gesänge wartet...
Erstaunlicherweise werden Bass und Schlagzeug nie vermisst – diese so frisch wie intensiv klingende Musik schreit nach der Aufführung als Club- oder sogar Pub-Gig. Und sonst? Die Booklet-Gestaltung mit recht schlichtem Artwork basiert "nur" auf iStockphoto, reproduziert aber bestens lesbar sämtliche Texte (die natürlich teils recht gallig sind, vgl. insbes. "This Is Showbiz").