Geständnis: Vor der Auseinandersetzung mit diesen "1000 Wishes" hat sich der Rezensent gedrückt. Aus anderen Medien war die Story bekannt - der Kampf eines kleinen Jungen mit seiner Krebserkrankung. Dass ein u.a. auch durch die Musik eng verbundener Freund an dieser Krankheit starb, ist noch nicht so lange her, dann ist man selbst noch Vater - jedenfalls hat die Traute lange einfach nicht gereicht.
Tasten wir uns also über ein paar Hintergründe an die Sache ran: Schon das Label Freia Music ist insofern etwas Besonderes, als diese gemeinnützige Organisation nur 25 Prozent aller Einnahmen zur Deckung der eigenen Kosten verwendet, die Hälfte geht an die Musiker und ein weiteres Viertel wird (via der eigenen "Children with a Challenge Foundation") für wohltätige Zwecke verwendet - so wie auch alle Erlöse von 1000 Wishes der Stiftung Kinderen Kankervrij zu Gute kommen (en.wikipedia.org/wiki/Foundation_KiKa).
Auch die Band verdient Achtung: Die altehrwürdige niederländische Progrock-Formation Plackband hatte sich 2008 als PBII reformiert und gleich als erstes ein Konzeptalbum zu einem der wichtigsten ökologischen Themen unserer Zeit geschrieben - der "Plastic Soup" (vgl. letzte Surf-Empfehlung, vgl. auch Werner Bootes erschütternde Filmdoku "Plastic Planet"). Nachdem diese Großtat 2011 auch live präsentiert wurde, ging man den nächsten Riesenbrocken an - die Geschichte von Eric, der neunjährig mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird, der den Kampf aufnimmt, Freunde dabei verliert (teils durch den Tod verliert) und schließlich geheilt wird - nicht zuletzt auch durch den nimmermüden Einsatz seines Großvaters, der seinen Schlaf und seine bösen Träumen bewacht und ihm den Weg in ein Fantasieland zeigt, in dem Wünschen hilft. Einem Land der 1000 Wünsche, darunter auch dem elementarsten und größten - einfach nur weiterleben zu dürfen...
Auch musikalisch ist das Wunschkonzert ein groß(artig)er Wurf geworden - die herzzerreißende Geschichte, die auch als Ronald van der Pol geschriebenes Buch vorliegt, wurde in ein Rockmusical verpackt, das von symphonischer Wucht ("Eric's Story Part 1") bis zu ProgMetal ("A Perfect Day") eine große, jeweils dem Erzählabschnitt angemessene Bandbreite besitzt. In der als Audio-CD verfügbaren Studiofassung "1000 Wishes" glänzt Steve Hackett sympathischer weise mit einem gewohnt gutartigen Instrumental-Gastbeitrag "Evil Weed".
Die DVD "1000 Wishes Live" dokumentiert eine der wenigen Aufführungen Anfang des Jahres mit dem von Marcel Geraeds dirigierten Hofstad JeugdOrkest Den Haag, mit Starsopranistin Nathalie Mees, mit einer Tanztruppe sowie drei professionellen Schauspielern für die Sprechrollen. Doch auch PBII-Keyboarder Michel van Wassem beeindruckt wiederholt, u.a. mit Wakeman-artigen Synth-Soli auf "Never Old", nicht weniger als Hauptsänger Ruud Slaakhorst, dessen Vortrag ein Kollege treffend als "changierend zwischen Jon Anderson (Yes) und Peter Nicholls (IQ)" beschrieben hat.
Und? Gab es Tränen? Ja, verdammt. Aber das ist dem Thema ja vielleicht auch angemessen, ist in jedem Falle ein Lob für die Leistung all dieser Künstler für den guten Zweck. Sie haben ambitioniert extrem hoch gezielt, aber auch entsprechend großen Erfolg gehabt. Sehr empfehlenswertes Gesamtkunstwerk.