Die Symphomaniacs um Oberfrequenzwächter Andreas Hack (key, guit, bss) haben für ihr fünftes Studioalbum das Instrumentarium nochmals gut hörbar erweitert. Das geht von obskurem bis hin zu (in der Kammermusik) gebräuchlichem Material: Gemshorn (mittelalterliche Schnabelflöte, klingt wunderbar warm), die klarinettartige Duclar, Marimba, Violine, Cello, Bratsche und natürlich Nerissa Schwarz' akustische und elektrisch abgenommene Harfen. Dennoch rockt selbst ein so komplex arrangierter, sanft anhebender Aufmacher wie "Run" erheblich, spätestens wenn Isa Fallenbacher auf ihre so seidige wie wandlungsfähige Stimme drückt, unterlegt vom biestigen abgedeckten Riffing der Rhythmusgitarre und einem traumschönen Cello-Part. So etwas wie die Mittelalter-Markt-Ausgabe von Within Temptation in gut? Dann aber in mega-gut!
Und da ist noch viel mehr: Eine Gilmour-Gitarre führt in die zunächst postrockigen Sounds von "Once" ein, auf denen die Marimba und eine sehnsüchtige Coda kurzzeitig gute alte Alan Parsons Project-Zeiten herauf beschwören. Ausgesprochen spacig wogt und wabert "Sagittarius A" - eine Region im Sternbild Schütze. Durch die (nicht aufgeführte?), besonders virtuos gespielte Querflöte gewinnt "Suspended" einen ganz anderen "Focus" und Charakter. Der Longtrack "Memory" bleibt mit orchestralem Intro, tropfender Pianofigur und ProgMetal-Gitarre gegen Querflöte gern in Erinnerung.
Eine erlesene Gästeliste aus u.a. Yogi Lang (mix), Kalle Wallner (hier: bss; RPWL), Phil Paul Rissettio (drms; Ex-RPWL), Martin Schnella (guit; u.a. Flaming Row) sowie die Jazz-geschulte Agathe Labus (voc) machen "Over" noch wertvoller. Over and out.