Früher wäre diese "Story" vermutlich bei Shrapnel Records erschienen. Aber warum soll man beim niederländischen Freia-Label nicht genau so ein Näschen oder besser Ohr für außergewöhnliche "Axe Men" haben wie bei Mike Varneys kultigem Shred-Schuppen? Mark Bogert könnte man durch seine Vorstationen Penny's Twisted Flavour (s. Surf-Empfehlungen), Lord Vulture, vor allem aber durch seine aktuelle Formation Knight Area kennen. Von dort nahm der Dreißigjährige für sein erstes Soloalbum verständlicherweise Peter Vink mit (bss; u.a. Star One, Q65, Nine Stones Close, Ex-Finch), genau wie Pieter van Hoorn (drms; Nine Stones Close), während er Wendy Heuvelmans (key) noch aus Penny-Tagen kennt. Die Flötistin Ellen Baksteen-Evenhuis komplettiert die für ein Gitarristen-Solo-Projekt erfreulich untypische Besetzung.
Natürlich ist Mark ein Biest von Klampfer, die Label-Info lässt in diesem Zusammenhang bedeutungsschwer den Namen Steve Vai als Inspiration fallen. "Confusion" klingt aber sogar noch mehr nach Vinnie Moore meets Joe Stump. An "The Beginning" gefallen die Kombination von Piano und viel akustischer Gitarre mit echtem Metal-Riffing, am ganzen Album die ausgesprochene "Songhaftigkeit", bei der man tatsächlich das Gefühl bekommt, eine Geschichte erzählt zu bekommen. Und die kennt unterschiedliche Erzählgeschwindigkeiten und Dramatik. Beispielsweise bei "Flying Flowers" wird es beschaulich, introspektiv, fast lyrisch. Die Ballade "P.A.M." hat sogar annähernd die Ausdrucks-Qualitäten, für die Großmeister Jeff Beck immer wieder gepriesen wird: Die Gitarre singt und phrasiert genau wie ein guter Sänger oder Sängerin.
Einen von vielen weiteren Höhepunkten eher unter technischer Hinsicht bildet das treibende "Days Ago" mit schon beängstigend schnellen und sauberen Läufen und Tappings. Von diesen Geschichtenerzählern würde man sich auch live gerne mal fesseln lassen...