Blicken wir mal ganz kurz zurück. 2007, die Emil Bulls spielen eine akustische Show im winzigen Logo in Hamburg. Es waren vielleicht 100 Leutchen da. Sagt die Erinnerung. Auf jeden Fall noch weniger schauten sich diesen Jungen mit seiner neuen Gitarre im Vorprogramm an. Diesen Typen namens Bosse. "Eine überaus nette halbe Stunde mit charmanten Ansagen", schrieben wir in unserem Konzertbericht.
Ende 2013. Er verkauft die 8.000 Leute fassende Sporthalle in Hamburg aus, er holt sich Gäste wie Boy oder Sebastian Madsen auf die Bühne und zockt wie ein Großer. Dieser Typ namens Bosse. Dieser vielleicht netteste Popstar, den Deutschland so hat.
Heute. Der Abend von damals erscheint auf zwei CDs und einer DVD und verdammt, ja, das war ein guter Abend. Die Halle, eigentlich hässlich und bekannt für ihren schlechten Sound, wirkt kuschelig und schön, die Band hält Bosse den Rücken frei und der entpuppt sich als ziemlich lässige Rampensau, die einem - besonders was das Tanzen angeht - Thees Uhlmann nicht ganz unähnlich wirkt. Und die hier eindrucksvoll zeigt, wie viele Hits Bosse doch schon hat. Ob "Wartesaal" oder "Frankfurt Oder", ob "Schönste Zeit" oder natürlich "3 Millionen" mit einem Sänger im Publikum, ob "Istanbul" oder "Die Irritierten" - der Mann weiß, was großer und gleichzeitig guter Pop ist.
19 Songs gibt es auf den beiden CDs, plus das live in Hannover aufgenommene "Alter Affe Angst" als Bonus. Nur 18 haben es auch auf die DVD geschafft, "Junimond" mit Kim Frank fehlt. Dafür gibt es zwischendrin immer wieder Interviews mit Bosse und seiner Band, Backstage-Bilder und kleine Nettigkeiten. Und das alles zusammen macht ein Paket voller Euphorie und toller Momente und eine Veröffentlichung, mit der man vor ein paar Jahren sicher nicht rechnen konnte. Umso schöner, dass sie nun trotzdem da ist.