Ein völlig neues "zweites Wesen" kehren die Flying Colors auch auf ihrem zweiten Studioalbum nicht hervor, im Gegenteil: Nach dem opulenten Aufwecker ("Open Up Your Eyes", knapp 12:30), der bis auf Casey McPhersons bewährt liebliche Vocals teils sehr nach Transatlantic klingt, führen schneller auf den Punkt kommende Nummern zwischen Rock und Pop wie "Mask Machine" oder das wiegende "Bombs Away" vor, dass die "All-Star"-Truppe trotz der extremen Vollbeschäftigung ihrer Mitglieder weiterhin dezent progressives Material mit Ohrwurm-Qualitäten in einer Frequenz abzusondern vermag, in der die Konkurrenz vielfach nur Schablonenware produziert. Ohne Steve Morses Niederknie-Solo wäre die gefällige Piano-Ballade "The Fury Of My Love" vielleicht beliebig geblieben, wie vermutlich auch das hitverdächtige "Lost Without You" ohne diesen strahlenden Refrain.
"A Place In Your World" klingt wie eine von den Dixie Dregs vertonte Neal Morse-Predigt und "One Love Forever" nach progressivem Swamp Rock. An "Peaceful Harbor" werden sich die Geister scheiden: Für die einen mag Caseys müheloser, textfreier Knaben-Falsett hier endgültig "over the top" erscheinen, für andere die Vereinigung aller Schönheiten von Hakens "Death Embraces", dem arienhaften Mittelteil von Leprous" "Foe" und aktuellen The Enid ("Invicta"). Die dreiteilige "Cosmic Symphony", wieder knapp zwölf Minuten lang und mit herrlichem Bass-Spiel von Dave LaRue versehen, rundet diesen vielseitigen, melodiestrotzenden Leckerbissen ab - die Farben dieses Herbstes!
PS: Das einzige Deutschlandkonzert von Flying Colors im Herbst findet am 11.10.14 in der Batschkapp in Frankfurt/M. statt.