Craig Armstrongs Stern an Hollywoods Filmscore-Himmel begann erst vor wenigen Jahren zu leuchten. "Romeo & Juliet" dürfte neben "Plunkett & MacLeane" das populärste Werk gewesen sein. Im "richtigen" Musikbiz dagegen stehen Kollaborationen mit Madonna ("Frozen") und U2 ("Hold Me, Kiss Me, Thrill Me") oder auch den unlängst reanimierten Pet Shop Boys zu Buche. Was alle diese Werke verbindet, ist eine gewisse Art von Kälte, manchmal Düsternis und latenter Bedrohlichkeit. Das setzt sich auf Armstrongs zweiten Album nach "The Space Between Us" nahtlos fort. War es unter anderem 1999 die Cocteau Twins Chanteuse Elisabeth Fraser, so stellen auch dieses mal diverse Gäste die Figuren in Armstrongs orchestralen Breitwandepen dar.
Am gelungensten ohne Frage (und als Auskopplung vorgesehen) das melancholische "Wake Up In New York" mit Ex-Lemonhead Evan Dando, seinerseits immer noch auf der Suche nach der eigenen Zukunft. "Waltz" danach besteht aus einer geflüsterten Aneinanderreihung von Html-Befehlen im Streicherbad während Mogwai in "Miracle" annähernd erahnen lassen, zu welch tönenden Höchstformen sie aufzulaufen imstande sind. King Crimson verhelfen Armstrong zu Schwebezuständen, die jeder aufziehenden Kamera, die den Blick auf einen Herbstwald freigibt, zur Ehre gereicht. Oder doch nur weißen Buchstaben auf schwarzem Hintergrund?
Bono's chorale Version von "Stay (Far Away So Close)" kommt zwar gegenüber dem Original reduzierter daher, reicht aber nicht im geringsten an dessen unterschwellige Magie heran. Da war sie wieder, die Kälte, die in allen Tracks früher oder später zwischen den Ritzen empor kriecht. Seltsam teilnahmslos und zweidimensional kommt das Ganze dann daher und verlangt streckenweise einen langen, kalten Atem. Poetisch? Vielleicht! Aber wer hier einen Liebesfilm erwartet, wird mit Drama bedient.