Gaesteliste.de Internet-Musikmagazin



SUCHE:

 
 
Gaesteliste.de Facebook Gaesteliste.de Instagram RSS-Feeds
 
Tonträger-Archiv

Stichwort:
Platten der Woche anzeigen




 
Tonträger-Review
 
Nick Cave & The Bad Seeds - Wild God

Platte der Woche

KW 35/2024


Nick Cave & The Bad Seeds - Wild God
Pias/Rough Trade
Format: LP

Nick Cave bringt es selber am besten auf den Punkt, wenn er zu dem 19. Bad Seeds-Album folgendes sagt: "Es platzt aus dem Lautsprecher und ich werde davon mitgerissen. Es ist eine komplizierte Platte, aber sie ist auch zutiefst und freudig ansteckend." Und wenn er dann noch hinzufügt, dass die Bad Seeds-Scheiben produktionstechnisch nie mit einem Masterplan angegangen werden und stattdessen den emotionalen Zustand der Musiker zum Zeitpunkt der Aufnahmen widerspiegeln sollen - und er somit zu dem Schluss kommt, dass die Bad Seeds (vermutlich) gerade ziemlich glücklich sind -, dann vermittelt das ungefähr den Eindruck, den auch der Hörer gewinnen könnte, wenn er sich dieses Album anhört. Nachdem sich Nick Cave und sein Intimus Warren Ellis (wie stets die treibenden Kräfte auch hinter diesem Bad Seeds-Projekt) - bedingt durch die zahlreichen Soundtrackarbeiten, die Pandemie und das sehr internationalisierte “Ghosteen"-Album von 2019 - zuletzt musikalisch wie auch lyrisch in eine eher transzendente, impressionistische Richtung entwickelt hatten, sind Cave & Co. bei diesem Album wieder mit jeder Menge Begeisterung, Opulenz, Elan und Spirit dabei. Das heißt: Mit dem Spirit ist das so eine Sache, denn wie Cave im Titeltrack "Wild God" erzählt, geht es darum, den Geist aus dem Spirituellen auf den Boden der Tatsachen zurückzuführen. Hier lässt sich der Meister in gewohnt biblischer Manier über die Abenteuer eines wilden (vermutlich heidnischen) Gottes aus, von dem am Ende nicht ganz klar ist, ob er sich nicht vielleicht selber damit meint. Vermutlich ja aber doch - ganz gewiss ist Nick Cave aber auf dieser Scheibe ein wilder Musiker.

Die Bad Seeds schrauben sich jedenfalls mit einer Grandezza jubilierend in orgiastische Höhen, die man aus dieser Richtung einfach nicht gewohnt ist. Unterstützt von plüschigen Orchester-Arrangements und gemischten Chören (die anders als früher eben nicht einfach aus den Band-Mitgliedern bestehen) finden die Bad Seeds dabei nicht nur die inbrünstige Präsentation betreffend, sondern auch musikalisch zu interessanten und innovativen Lösungen, die einfach auch handwerklich und konzeptionell begeistern. Wenn Cave sagt, dass die Scheibe "kompliziert" sei, dann ist damit sicherlich die elaborierte Art gemeint, mit der die Stücke strukturiert und komponiert wurden. Der zuvor auch als Single ausgekoppelte Titeltrack "Wild God" etwa enthält mehr Refrains und Bridges als die letzten fünf Bad Seeds-Alben insgesamt aufzubieten hatten. Und immer wieder finden die Bad Seeds (und ihre Gäste Colin Greenwood und Luis Almau) Mittel und Wege musikalisch, emotional und arrangementstechnisch noch mal eins draufzusetzen. Vor allen Dingen ist es die ungewohnte, mitreißende, positivistische Attitüde die begeistert und sich in Songtiteln wie etwa "Joy" oder "O Wow O Wow (How Wonderful She Is)" niederschlägt. "Wild God" zeigt uns einen - dem Leben zugewandten, zelebratorischen - Nick Cave, wie wir ihn eigentlich schon gar nicht mehr für möglich gehalten hätten.


-Ullrich Maurer-


YouTube-Kanal

 
 
 

Copyright © 1999 - 2024 Gaesteliste.de

 powered by
Expeedo Ecommerce Dienstleister

Expeedo Ecommerce Dienstleister