Gute 20 Jahre nach Dorothy Carters Tod erscheint aus unerfindlichen Gründen nun ein Re-Issue des Debüt-Albums "Troubadour" der psychedelischen Weird-Folk-Queen von 1976. Zeitlebens wandelte Carter auf der Grenzlinie zwischen Folklore, Folk, Avantgarde und Psychedelia und bereits auf diesem Album ist die Genre-sprengende Melange zu erkennen, mit der sich Carter eine eigene künstlerische Nische als Crossover-Artist herausarbeitete. Als Instrumentalistin arbeitete sie dabei mit archaischen Instrumenten wie Hammered Dulcimer, Zither und Leier und hangelte sich auch teilweise an klassischen Folk-Formaten und Vorbildern entlang - sprengte dieses Konzept aber immer wieder durch die atypisch zusammengesetzten Elemente und den Mix aus eigenen Improvisationen und ursprünglichen Vorlagen. Zu einer gewissen Berühmtheit auch in Indie-Kreisen gelangte Carter in den 90ern, als sie zusammen mit Katherine Blake von Miranda Sex Garden das Projekt Medieval Babes gründete, mittels dessen auch das Konzept des mittelalterlichen Madrigals eingebunden wurde und mit psychedelischen Indie-Sounds konterkariert wurde. Davon ist aber auf diesem folkloristisch ausgerichteten Debüt-Album noch nichts zu spüren - zumal vokale Elemente hier eher provokativ lautmalerisch eingesetzt wurden. Aufgrund dessen, dass das ganze Projekt experimentell zeitlos angelegt ist, hat diese Veröffentlichung also auch heutzutage wieder ihre Berechtigung.