Die Besondere: Die Musik auf der im folgenden (zu Recht) in den Himmel gelobten CD bezeichnet der Teheraner Künstler selbst als "Avantgarde Ancient Artrock from Iran". Und es braucht schon besondere Etiketten, um dem hier Gebotenen annähernd gerecht zu werden. Beispielsweise "namoW" klingt wie ein klassisches Jazz-Trio, das über ein arabisches Thema jammt, bis sich eine galoppierende, näselnd verzerrte E-Gitarre solierend einmischt und der Kontrabass mit Bogen gespielt sich zur Wehr setzt, wobei der - ausgezeichnete - Schlagzeuger die beiden zu versöhnen sucht. Sämtliche Instrumente spielt Salim Ghazi Saeedi übrigens selbst!
Alle Titelnamen ergeben sich aus der Zeichenfolge des titelnden, aus Mann und Frau zusammengesetzten Palindroms, namoWoman. Anspruch also auch hier. Wie viel Anspruch tatsächlich, offenbart erst der zweite Blick: Salim hat mit "Babel" (vgl. 2. Surfempfehlung) sogar eine eigene Kunstsprache mit einem individuellen, sehr ästhetischen Zeichensatz entwickelt. Das zweite Stück, "nam" variiert das erste Thema mit Violine, in sehr tiefen Lagen gespieltem Klavier und einer wie bei Mattias IA Eklundh flageolett-jubelnden Sologitarre. "oWo" könnte auch auf einer Zappa-CD stehen ("Hot Rats"-Phase) und "oma" eine verproggte Fassung einer Anour Brahem-Komposition sein.
Persönlicher Liebling ist "man", bei dem Salim am Bass wie die Morgenland-Version von Greg Lake bei "Pictures At An Exhibition" klingt. Der Künstler bezeichnet übrigens Jeff Beck, Marty Friedman sowie den US-Komponisten Charlie Clouser als Haupteinflüsse. Vor dem sorgfältigen Hören von "namoWoman" hatte das überdimensioniert geklungen - doch jetzt nicht mehr...