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Tanya Tagaq - Animism Six Shooter/Alive
Format: CD
Nomen est Omen: Diese Scheibe der kanadischen Inuit-Künstlerin Tanya Tagaq macht ihrem Namen insofern alle Ehre, als dass sie aus nonverbalen, animalischen Geräuschkulissen besteht, die Tanya mit Hilfe ihres Kehlkopfgesanges erzeugt (sofern man diese vertonten Körpergeräusche überhaupt Gesang nennen darf), der über beinharte, hörspielartige Avantgarde-Arrangements gelegt wurde, der von einer exquisiten Musikantenriege erzeugt wurde, die aus dem Geiger Jesse Zubot, dem Perkussionisten Jean Martin und dem DJ Michael Red besteht. Auch die drei Musiker erzeugen mit ihren Instrumenten eher irritierende Klangwelten, als dass sie Musik im klassischen Sinne produzierten. Keine Frage: Der Zuhörer ist hier als autonomer Interpret des Gehörten gefragt, denn Tanya Tagaq gibt - was die "Geschichten" ihrer Songs betrifft - nicht ein Mal mit den (oft auch auf Inuit gehaltenen) Titeln der Tracks konkrete Hilfestellungen. Einzig, dass es um organische Naturgewalten geht, ist zu erahnen - und dass der Mensch als solches überhaupt eine Rolle spielt, wird erst mit dem Schlusstrack zum Thema "Fracking" deutlich. Tatsächlich ist "Animism" vollkommen einzigartig, entzieht sich jedweder Kategorisierung und geht weit über das hinaus, was gewöhnlich mit den Mitteln der Musik überhaupt versucht wird. Sehr viel weiter kann man jedenfalls nicht über seinen eigenen konzeptionellen Tellerrand hinausschauen ohne selbst hinauszufallen...
-Ullrich Maurer-
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