Das ist doch mal eine schöne Überraschung aus einer Ecke, in der man nun wirklich nicht danach gesucht hätte: Auf dem renommierten Kraut-Rock-Label Sireena bringt die bislang als gestaltende Popart-Künstlerin und Malerin bekannte Kati von Schwerin ein englischsprachiges Pop-Album auf Singer/Songwriter-Basis heraus, das - trotz einer gewissen nachdenklichen Note - in Sachen Unbefangenheit und stilistischer Freiheiten seinesgleichen sucht. Ein weiterer Aspekt, der dieses Werk attraktiv erscheinen lässt, ist der Umstand, dass es nicht um jeden Preis hip und modern erscheinen möchte. Die studierte Philosophin Kati von Schwerin und ihr Produzenten- und Musikerteam verlassen sich nämlich stattdessen lieber auf die klassischen Tugenden organischer Pop-Ideale.
Das geht sogar so weit, dass sich in dem stilistisch tatsächlich unberechenbaren Mix zuweilen Andeutungen in Richtung klassischer Genres wie Motown- oder Detroit-Soul, Folkpop, Gospel-Pop oder Disco-Funk finden - ohne dass diese Andeutungen etwa in Klischees ausarten. Charmanter hat sich jedenfalls schon lange keiner mehr in der Krabbelkiste der Pop-Historie bedient. Rockmusik sucht man allerdings vergeblich, denn hier dominieren nicht die Gitarren, sondern organische Keyboards jenseits des E-Pop. Kati von Schwerin findet bei all dem aber dennoch eine eigene Note, die sich zum Beispiel in ihrem fast stoischen, aber emotionalen Vortrag, dem persönlich gefärbten Storytelling und einem Händchen für eingängige, memorable Refrains äußern. Kurzum: Es gibt hier eigentlich nichts zu meckern: "Remedy" ist ein Old-School-Pop-Album, wie es sein sollte.