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Chorusgirl - Colapso Calypso Reckless Yes/Cargo
Format: LP
Der Künstlername Chorusgirl hat schon einen gewissen Beigeschmack - denn bevor die britisch/deutsche Songwriterin Silvie Wersing in eigener Sache unter diesem Moniker unterwegs war, arbeitete sie lange Zeit aus der zweiten Reihe im Hintergrund - aus dem Chorus heraus sozusagen. Seitdem sie sich aber 2015 selbständig machte, agiert sie selbstbewusst als stilistisch eher ungebundene Indie-Pop-Queen im DIY-Modus. Ihr drittes Album "Colapso Calypso" sollte ursprünglich schon 2020 angegangen werden. Dann kam aber nicht nur die Pandemie dazwischen, sondern auch noch eine Demenzerkrankung von Silvies Mutter, die sie dazu zwang, von London wieder nach Deutschland zu ziehen, um sich um ihre Mutter kümmern zu können, während sie parallel dazu an dem neuen Album arbeitete. Dass sie sich dabei Kim Deal als Vorbild nahm (die sich in einer ähnlichen Situation befand), lässt sich musikalisch sogar noch durch einige rollende Bassläufe erahnen.
Auf jeden Fall bieten die neuen Songs zugleich eine ernsthafte Note, wie auch eine Prise musikalischen Eskapismus. Ansonsten lässt sich sagen, dass Slivie die Musikhistorie durchaus mit Gewinn studiert hat und zwischen 80s Dreampop, 90s Grunge, aber auch David Lynch-Atmospherics, klassischem Girlie-Pop und Bowie-Artpop ziemlich viel möglich ist. Das mit einem dezidierten 80s New Wave-Touch selbst produzierte Material wurde dann in Köln gemischt und in Berlin gemastered - was aber keinen erkennbaren Einfluss auf das Sounddesign hat. Auf jeden Fall zeigt Silvie, dass man auch angesichts größerer Unbilden nicht in musikalische Depression zu verfallen braucht.
-Ullrich Maurer-
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