Wurde The Poem Is Yous Erstling "The Promised South" von Kritikern und Fans schon als "unpeinlicher, deutscher Country" und "Neofolk" betitelt, knüpft Nachfolger "TPIY" ebenso unpeinlich da an, wo man aufgehört hat. Das Country-Korsett wurde abgesprengt, der Electronica-Einfluss exponentiell erhöht und nebenbei vorsichtig in die Hippie-Schublade gelugt.

Dass sich für das zweite Album nur ein knappes Jahr Zeit genommen wurde, merkt man gar nicht. Und dass der ehemalige "Folk" Ergebnis einer deutsch-belgischen Fusion ist, auch nicht. Nach einminütigem Opener aus Fiebsen und Knistern ("On"), der einem recht wenig sagt und ziemlich überflüssig ist, wird man über zehn Tracks hinweg durch einen Sound zwischen Kakophonie und Lagerfeuer-Romantik getragen, bis hin zum so gar nicht überflüssigen "Off". Auf jeden Fall klingen Stücke wie Singleauskopplung "Hostages" oder das stark elektronische "Fine" eher weniger nach altdeutschem Schlager, sondern erinnern vielmehr an die britischen Hot Chip oder skandinavischen Indie-Rock. Schuld an der klaren Struktur von "On" bis "Off" mit einem bisschen was dazwischen ist der von Produzent und Mischer Christian Ramisch berücksichtigte Wunsch der Band, ein "echtes" Album und keine bloße Ansammlung von Einzelsongs zu veröffentlichen. Zumindest das wurde geschafft, das Konzept stimmt von vorne bis hinten und zeigt keine Ausreißer.

Offensichtliche Stärken des Werkes sind die unvoreingenommene Experimentierfreude und der Abwechslungsreichtum, nicht zuletzt im Gesang: Das Arrangement aus Frauen- und Männerstimmen, die je nachdem wie es passt, mal zärtlich hauchen und mal fordernd klagen, beschwichtigt jeden enttäuschten Country-Fan. Anspieltipps: "Hostages", "Irene Part II", "The Profile"