Fast scheint es so, als seien Sometree erwachsen geworden. Auf dem neuen Album "Yonder" finden sich noch komplexere Arrangements als es sie bei Sometree ohnehin schon gab. Diese sind von gewohnt hoher Qualität, jugendlicher Ungestüm in Form harter Gitarrenwände ist dafür fast gänzlich verschwunden.
Einzig der Opener "Sink Or Swim" und das finale "Enchiridion" bauen in dieser Hinsicht ein wenig mehr Druck auf und lassen die Post-Hardcore- und Noise-Wurzeln der Band noch einmal etwas durchblitzen. Ansonsten gibt man sich auf "Yonder" verstärkt zweierlei Strömungen hin: Zum einen natürlich dem Post-Rock, im Sound der Band immer schon eine treibende Kraft. Zum anderen bewegen sich Sometree hier jedoch in eine Richtung, die man vielleicht früher schon kurzzeitig erahnen konnte, z. B. nämlich im Stück "Nosebleed" auf dem Meisterwerk "Moleskine".
Da gibt es perlende Pianos, Xylophone ("Serene"), Bernds Stimme voller Sehnsucht, großartige Bläserarrangements ("A New Low") und manchmal auch dieses grandiose, seltsam im Hintergrund schwebende Schlagzeug ("Moduin", "A New Low"). Kurz: Es geht um epischen Breitwand-Pop mit zuckersüßen Melodien, aber immer mit der typisch sometreeschen Melancholie.
Trotz aller Schönheit bewegen Sometree sich hier auf einem äußerst schmalen Grat. Auf "Yonder" gibt es tolle Songs wie den erwähnten Opener, das Albumende, zarte Stücke wie "Serene". In den Liedern "A Years Mind" und "Conundrum" läuft die Band jedoch Gefahr, in die Gleichgültigkeit abzurutschen. Das klingt dann hier mal ein wenig wie Radiohead, da mal ein bisschen nach Sigur Rós, leider einfach zu wenig nach Sometree. Doch dann kommt ein Song wie "Moduin" um die Ecke und haut einen einfach um. Ein Song, unglaublich sphärisch und riesengroß, den wahrscheinlich keine andere deutsche Band derzeit hinbekommen würde.