Nach der Karriere ist vor der Karriere. So oder so ähnlich wird sich Emma Pollock wohl schon öfter gefühlt haben. Ganz sicher nach dem Ende der großartigen Delgados, und wahrscheinlich auch nachdem sich mit ihrer ersten Soloplatte Fireworks beim legendäre 4AD Label kein rechter Erfolg einstellen wollte und sie zurück ging zu dem von ihr selbst mitbegründeten Label Chemikal Underground. Aber statt sich zu grämen, tritt sie die Flucht nach vorne an - einfach weitermachen.
So soll die neue Platte die spontanste und persönlichste geworden sein, und nach eigenem Bekunden fühlte sie sich nur sich selbst und ihrem Geschmack verpflichtet. Schlimm, wenn das vorher nicht so war... Jedenfalls ist es ihr so gelungen, eine wunderbar frische, eingängige und trotz vieler Brüche und abrupter Wendungen harmonische Platte aufzunehmen. Wie auch ihr nun solo agierender Ex-Kollege Alun Woodward (nun Lord Cut-Glass), hat sie immer noch den Hang zu den ganz großen Gesten des Pop, was einen unweigerlich zu Betrachtungen darüber verleitet, was geschieht, wenn sich eine Band trennt und die Songschreiber Soloprojekte initiieren. Im Falle der Delgados muss man mit Erstaunen feststellen: Die Band war exakt die Summe ihrer Teile - nicht mehr, wie man es sich sprichwörtlich erhofft, aber auch nicht weniger. Was zunächst nicht besonders positiv klingt, muss lediglich nachgerechnet werden, um den wahren Wert der Band zu goutieren. Denn zwei hervorragende Songschreiber in einer Band, die sich addieren, sind doppelt so gut wie ein hervorragender Songschreiber, oder in diesem Fall Songschreiberin. Mit dieser Rechnung wird man sowohl Emma Pollock, wie auch Alun Woodward und den Delgados gerecht. Ein tolles Album, das einen dennoch die Delgados um so schmerzlicher vermissen lässt.