Angesichts von Scheiben wie diesen, weiß man als Rezensent wieder, warum man das eigentlich macht. Die "Stadt Muzikanten" (kein Schreibfehler), um die es auf dem neuen Album des kanadischen Musikantenkollektivs Woodpigeon geht, sind tatsächlich die Bremer Stadtmusikanten - die Orchesterleiter Mark Andrew aufgrund seiner deutschen familiären Wurzeln bekannt sind. Das neue Werk beschäftigt sich demzufolge mit der Herkunft Hamiltons - ist also eine Art persönlicher Standortbestimmung. Vielleicht ist die Arbeit deswegen auch emotional so überzeugend und musikalisch so mitreißend gelungen? Jedenfalls gibt es kein Register songwriterischer, musikalischer und gesanglicher Qualitäten, das Hamilton & Co. auf dieser Scheibe nicht ziehen. Es gibt großartige Melodien, phantasievolle Arrangements, exzellente und ausgewogene Gesangsharmonien, eine ungezügelte Spielfreude und letztlich insgesamt die beste Songsammlung, die die Holztauben bislang zustande brachten. Was das leicht angeschrägte Folkpop-Genre betrifft, in dem die Kanadier sich so tummeln, sind sie momentan die ungekrönten Könige, an die nicht mal ihre vom Ansatz her vergleichbaren Landsleute heranreichen. Es gibt da eigentlich nur eine Einschränkung: Der aus konzeptionellen Gründen klangtechnisch verfremdete Opener führt beiläufige Hörer angesichts dessen, was dann folgt, problematisch in die Irre. Davon abgesehen ist "Die Stadt Muzikanten" bislang die Indie-Folk-Pop-Scheibe des Jahres!