Dass das neue CocoRosie-Album zur Hälfte in Brasilien entstand, schlägt sich musikalisch weniger nieder, als der Umstand, dass nun das Tourband-Mitglied Gael Rakotondrabe als ausgebildeter Pianist maßgeblich an der Entstehung des neuen Albums beteiligt war. Das und die Tatsache, dass die beiden Schwestern ganz auf analoge Technik setzten - auch wenn man hinter all dem Gequieke und Gepiepe gewöhnungsbedingt Elektronik vermutet. Weit gefehlt: "Grey Oceans" ist CocoRosies organischstes Album geworden - in vielerlei Hinsicht. Das musikalische Universum expandiert dabei zwar weiter - wird aber auch immer sicherer beherrscht. So setzten Sierra und Bianca Casady ihre doch sehr unterschiedlichen Gesangsstimmen dieses Mal zum Beispiel bewusst ein, um internes und externes Geschehen darzustellen. Der Zuhörer muss sich dann nur noch zusammenreimen, was das Thema des jeweiligen Songs sein könnte. Was mindestens so spannend ist, wie zu versuchen zu erraten, welche Instrumente zum Einsatz kommen. Daneben gibt es dieses Mal fast klassische Piano-Balladen zu bestaunen die dem Eindruck Vorschub leisten, dass CocoRosie sich hier besser unter Kontrolle haben als je zuvor (freilich ohne dabei an musikalischer Phantasie einzubüßen).