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Tonträger-Review
 
Jamie Lidell - Compass

Jamie Lidell - Compass
Warp/Rough Trade
Format: CD

Die meisten Menschen nehmen einen Kompass zur Hand, um sich von ihm leiten zu lassen. Jamie Lidell hingegen scheint diesen eher für seinen eigenen Zwecke zu nutzen. Statt sich dirigieren zu lassen, übernimmt er ganz klar selbst das Kommando. Auf seinem neuen Album geht die Reise daher auch schnurstracks in die verwinkelsten Musikecken, die zahlreiche Türchen für den Hörer bereit halten, hinter denen sich die verschiedensten klanglichen Einflüsse verbergen. Jamie Lidell streckt gerne die Fühler in alle möglichen Richtungen aus und tut dies auf bemerkenswerte und vielseitige Weise ein weiteres Mal auf den neuen Songs. Dabei ist er dem Hörer immer ein paar Schritte voraus, wendet und dreht sich um seine niemals still stehende Achse, nur um im nächsten Moment einen Satz zu wagen, der mindestens drei Mal so groß ist, wie erwartet. Es ist fast schon unerhört, wie sicher sich dabei immer wieder die Landung gestaltet. Neben dem klassisch, soul-getränkten Grundtenor wie in "She Needs Me", lockt Lidell mit allerhand weiteren akustischen Verführungen, die die Hörnerven nicht nur häppchenweise dehnen, sondern mindestens ebenso abenteuerlustig in die Mangel nehmen.

Jedes Stück macht es sich auf seinem ganz eigenen, innovativ gestrickten Teppich bequem, der mal an glohreiche Motown-Zeiten erinnert ("Enough's Enough"), dem Funk ein munteres Schnäppchen schlägt ("I Wanna Be Your Telephone"), einem Bläserensemble das Fürchten lehrt ("Coma Chameleon") oder gegebenenfalls durch eine staccato Melodie auf dem Piano und verzerrte Gitarren noch vielschichtiger und imposanter wird ("The Ring"). Was Jamie Lidell auf der einen Seite an lebendigen Grooves am laufenden Band produziert, gleicht er auf der anderen Seite durch kleine Ruheoasen wie im Titelsong "Compass" oder dem besinnlichen Schlusslicht der Platte, "You See My Light", aus. Die anfängliche Leichtigkeit der Songs mündet in einer atmosphärischen Schwere, die einen wiederum auf eine ganz neue Art und Weise einnimmt. Gut aufgehoben, fühlt man sich auf beiden Seiten, denn letztendlich umgeht Lidell jegliche Sackgassen und behält auf der Überholspur die nötige Weitsicht.



-Annett Bonkowski-



 
 
 

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