Junge, aufstrebende Jazz-Chanteusen gibt es ja nun so einige. Allerdings kaum welche, die so jung sind wie Nikki Yanofsky (16) und die schon vor Beginn der eigentlichen Karriere Größen wie Quincy Jones und Tony Bennett zu ihren Fans zählen dürfen. "Nikki" ist - nach einem Live-Tribut an Ella Fitzgerald - Nikkis erstes Studio-Album. Und dieses überzeugt gleich in mehrerer Hinsicht. Es besteht nämlich etwa zur Hälfte aus gediegenen Repertoire-Nummern, die - meist mit Big-Band-Arrangements unterlegt - Nikkis vokales Talent in den Vordergrund stellen (inklusive natürlich einiger Scat-Ausflüge, denn nicht umsonst wird Nikki als "neue Ella" gehandelt). Die restlichen Songs zeigen Nikki von einer ganz anderen Seite: Zusammen mit Ron Sexsmith und Jesse Harris schrieb die junge Kanadierin eine Reihe von soulig-jazzigen Popsongs, die sich - zumindest in den hier dargebotenen Versionen - nicht hinter solchen von etwa Steely Dan verstecken zu brauchen. Da Jesse Harris lange Zeit auch der Songlieferant für Norah Jones war, liegt hier ein Vergleich nahe - und auch da schneidet Nikki nicht schlecht ab. Ihr Spektrum ist sogar größer als das der bekannteren Vorgängerin. Eine Feist-Coverversion und ein Led Zeppelin-Sprengsel (in einen Repertoire-Song eingebettet) runden das Programm ab. Und dann noch was: Nachwuchstalente aus dieser Ecke umgibt oft eine Aura des Altklugen. Dies geht Nikki Yanofsky vollkommen ab. Ihren Gesangsbeiträgen ist die jugendliche Begeisterung und die Freude am Ausprobieren und Entdecken förmlich anzuhören - auch wenn dies keineswegs auf Kosten der Technik geht: Es klingt nur lebendiger und weniger akademisch als vieles auf diesem Bereich. Nun dürfen wir mal gespannt sein, in welche Richtung sich Nikkis Karriere entwickeln wird - und da stehen ihr jetzt schon alle Türen offen.