Es mag bei den Aufnahmen zu dieser Scheibe ja entspannt und sonnig zugegangen sein. Nichts einzuwenden dagegen soweit. Dass aber der Plattenfirma zum Titel ein Vergleich mit einem possierlichen, kleinen, flinken Wesen einfällt, verwundert doch. Kriechtier auf ebensolcher Spur träfe es doch eher. Kann sogar gewollt sein. "Lasst mich tun und die anderen ruhig an mir vorbeiziehen", mag es durch Claptons Kopf gehen. Das steht einem wie ihm sicher zu. Aber seien wir ehrlich: Ein solches uninspiriertes Werk wäre bei jedem Neuling gnadenlos überhört worden.
Eingerahmt wird das Album von zwei instrumentalen Tracks. Einem Latinokitsch Opener par Excellance, der einer "Klinik unter Palmen" gut zu Gesicht stünde, sowie einer weiteren romantischen Fingerübung am Schluss ("Son & Silvia"). Dazwischen Standards der Genres Blues, Rock und Soul. J.J.Cale wird gecovert ("Travelin' Man"), Ray Charles und James Taylor. Unangenehm berührt ist man allerspätestens bei Claptons Versuch, Stevie Wonders "Ain't Gonna Stand For It" (vom Meisterwerk "Hotter Than July") zu neuem Ruhm zu verhelfen. Ein Duett mit dem Soulkönig wäre gerade bei diesem Stück, mit seinem (im Original ausufernden) Singalong-Part, eine vielversprechende Idee gewesen. Stattdessen entsteht, wie bei Cale, aus dem Cover eine teilweise regelrechte Imitation des Originals.
Textlich bleibt alles beim alten, darf sich auch immer wieder gerne mal "…sad and low…" auf "...had to go..." reimen. Alles verzeihlich, alles im Rahmen, denn bei Clapton erzählt die Gitarre. Doch was tun, wenn diese von ihrem Herrn nur halbherzig in Szene gesetzt wird? Dass diese Scheibe wirklich schlecht sei, wäre vermessen zu sagen. Selbst ein mittelmäßiger Clapton liefert immer noch solides Handwerk ab. Über den Tresen geht sie allemal und die Konzerthallen werden voll sein. Einen Titel aus "Reptile", den das Publikum dort sehnlich erwarten könnte, sucht man jedoch vergebens. Dieser Trend aus den letzten Jahren seit "From The Cradle" setzt sich unvermindert fort.