Was diese Frau so alles treibt...! Boy meets Girl mal unter etwas anderen Vorzeichen: Chrissie Hynde (Baujahr '51, als Frontnebelkrähe der Pretenders schon zu Lebzeiten legendär geworden) wird auf einer Party in Swinging London vom lattendichten JP Jones angelabert. JP ist 31, walisischer Singer/Songwriter und charmant/energisch genug, dass es zum Austausch von Telefonnummern kommt.
Das Ergebnis erzählt Track 1 dieses Albums "I found my perfect lover, but he's only half my age / He was learning how to stand when I was wearing my first wedding band". Bei den ersten dreimal Mitanhörenmüssen dieses verliebten Gesäusels wurde der Wunsch stets dringender, Chrissie hätte ihr spätes Glück doch bitte unter Ausschluss der Öffentlichkeit genossen. Auch das flotte "If You Let Me", das unbarmherzig stimmliche Schwächen ihres Romeo bloßlegt, bestärkte noch in diesem Gefühl. Doch glücklicherweise bis "Fairground Luck" durchgehalten - das dritte Stück des auf LP-Länge vertonten Treueschwurs überzeugt mit souveränem Wechsel zwischen Kopf- und hier wirklich eindrucksvoller Normalstimme bei JP, der in gewohnt spröder Schönheit einfallenden Chrissie und einer Komposition, die mit etwas mehr Crunch auch von den frühen Black Crowes stammen könnte. So schwankt dieses Album zwischen den Polen leichter Peinlichkeit und beeindruckender Musikalität und ist somit - mehr denn je - Geschmackssache.