"He is the baddest motherfucker in the world”, sagt Dave Grohl über Lemmy - und hat damit vermutlich mehr Recht, als er in diesem Moment meinte. Greg Olliver und Wes Orshoski haben einen Film über den Motörhead-Chef gemacht, in dem der nicht nur als Held dargestellt wird. Nein, hier gibt es ihn aus unterschiedlichsten Winkeln. "Lemmy" ist mehr Portrait als Biografie und auch für Nicht-Fans zwingend sehenswert. Wobei, gibt es das? Einen Nicht-Fan?
Denn bei all seinen Schattenseiten gehört Lemmy natürlich zu den ganz Großen. Vielleicht ist er sogar der Größte. Für Ozzy hat er den Heavy Metal erfunden, ein Fan glaubt: "Wenn eine Atombombe auf die Erde fällt, werden nur die Kakerlaken und Lemmy überleben." Das ist nicht auszuschließen. "Du trinkst, du nimmst du Drogen, aber du lebst noch - was ist dein Geheimnis?" wird Lemmy im Radio gefragt. "Nicht zu sterben", sagt er. "Und ich habe niemals Heroin genommen." Dafür aber fast alles andere. "Ich sollte ihm versprechen, niemals Koks zu probieren", erinnert sich sein Sohn Paul. "Er meinte, Speed wäre besser für mich." Lemmy ist ein fieser Typ. Er lästert über seinen zweiten Sohn, zu dem er keinen Kontakt hat und nennt Paul ein Einzelkind.
Auf diesen zwei DVDs gibt es so viel über den Mann zu erfahren. Von seinen Anfängen in England, von seinen Erfolgen und seinem Rausschmiss bei Hawkwind ("Ich fuhr nach Hause und bumste die Frauen von drei Bandmitgliedern. Rache ist süß..."), von seinem Aufstieg mit Motörhead. Und vor allem von ihm selbst. Denn bei allen Arschloch-Attitüden, scheint er auch ein Riese von Typ zu sein. Wenn er durch L.A. schlendert und sich Beatles-Platten kauft, wenn er im Rainbow jedem Fan ein Autogramm gibt, wenn er im Kasino zockt oder mit Billy Bob Thornton über Countrymusik redet.
Die beiden Filmemacher haben Lemmy in seiner erschreckend engen, voll gestopften Wohnung besucht und erfahren, dass er einst mit seinem Sohn die Frauen tauschte. Man sieht ihn mit Dave Grohl im Studio und mit Metallica auf der Bühne. Man hört unzählige Musiker und Weggefährten: Slash, Henry Rollins, Nikki Sixx von Mötley Crüe, Mick Jones von The Clash, Alice Cooper, Ice-T, Joan Jett, Mike Inez von Alice In Chains, Dave Navarro von Jane's Addiction, Lars Frederiksen von Rancid, Peter Hook von Joy Divison/New Order und viele, viele mehr. Doch sie alle sagen im Grunde das Gleiche: Lemmy ist Gott, Lemmy macht, was er will. Wir alle wollen ein bisschen wie Lemmy sein. Auch wenn er zu 49 Prozent ein Motherfucker und zu 51 Prozent ein Son Of A Bitch ist...