"Ritual", das zweite Album der White Lies, ist ein wahrer Schnellschuss geworden. Kaum war die Mammut-Tour nach dem Erstlingswerk beendet, verschanzte sich das englische Trio auch schon wieder hinter den Studiotüren und nahm unter strengem Blick von Alan Moulder eine Reihe von Songs auf, deren Inhalte einige Querverweise auf die unterschiedlichsten Riten liefern. Spezifischer wollten sie laut eigener Aussage werden, aber das schnelle Arbeiten hat leider musikalisch seine Spuren hinterlassen. Hefteten sie sich noch mit ihrem Debüt "To Lose My Life" an die Fersen einiger Insel-Kollegen, ist davon heute kaum noch etwas übrig geblieben und die Band dreht sich mit pompöserem Sound etwas um die eigene Achse, da die Songs wenig Spannungsmomente liefern und zudem oftmals ein zähes Tempo anschlagen.
Ebenso sind Variabilität und mitreißende Ideen auf der Strecke geblieben und der vielleicht zu schnellen Entstehung der Songs zum Opfer gefallen. Die vorherrschende Eingängigkeit, die sich über das gesamte Album erstreckt, ist in diesem Fall eher negativ zu bewerten und trübt das Bild von drei jungen Musikern, die vor ein paar Jahren noch Begeisterungsstürme auslösten. Es scheint fast so, als ob die White Lies etwas zu viel des Guten auf die Waagschale gepackt hätten, denn mit übertriebenen Hall-Effekten, klanglich monotonen Strukturen und teilweise zu großen Gesten tendiert die Band mittlerweile eher in Richtung The Killers und kratzt an der Grenze zum Kitsch, vor allem, was lieblose Textzeilen angeht. Auch wenn Radiotauglichkeit nichts Verwerfliches ist, hätten die White Lies gut damit getan, diese nicht so offenherzig auszuspielen und über eine ganze Albumlänge lautstark zu zelebrieren. Zu schnell verpufft dabei der Reiz, den sie doch einst so wunderbar einfingen.