Mit einiger Verspätung, dafür aber mit einem Major-Deal im Rücken erscheint nun auch bei uns das mit 150.000 verkauften Exemplaren immens erfolgreiche Debüt der Britin Jasmine Van der Boegaerde alias Birdy. Birdy spielt ihr halbes Leben lang Piano und singt dazu - auch wenn das angesichts dessen, dass sie zum Zeitpunkt der Aufnahmen des Debüts erst 15 war, nicht so besonders beeindruckend klingt. Beeindruckend ist allerdings die Stimme und der emotionale Tiefgang ihres Vortrages. Das haben auch die angesagten Produzenten dieses Albums erkannt und lassen Birdy weitestgehend machen. Bekannt wurde sie etwas durch die Piano-Ballade "Skinny Love" - ein Bon Iver-Cover, das Birdy naturbelassen, nur mit einer Portion Hall umwoben zeigt. Dass ein solcher Song in einem solchen Treatment heutzutage in die Charts wandern kann, zeigt zweierlei: Wie kaputt das Formatradio im Vergleich ansonsten tatsächlich ist und wie wenig Birdy braucht, um die Menschen zu erreichen.
Dass sie mit 15 natürlich noch nicht so viele eigene Stücke geschrieben hatte, macht sie wett durch die kluge Auswahl der teilweise eher obskuren Songs von Phoenix, Cherry Ghost oder den Fleet Foxes, die sie sich zur Interpretation ausgesucht hat. Zum einen gelingt es ihr tatsächlich den Songs eigene Perspektiven abzugewinnen (und sie so zu vereinnahmen) und zum anderen beweist dies natürlich auch einen stilsicheren Musikgeschmack: Birdy interessiert sich für das, was sie tut und singt nicht etwa das, was ihr vorgesetzt wird. Und dass Birdy ein Mal eine kompetente Auteurin werden wird, darf angenommen werden. So darf erfolgreiche Popmusik also auch gerne sein.