Das hätte man von George Lynch nicht erwartet: Sein neues Soloalbum hat mit Dokken noch weniger zu tun als mit dem Lynch Mob, enthält zwar exzellente Gitarrenparts, die aber nicht im Vordergrund stehen. Und es birst schier vor starken, frisch und "modern" wirkenden Songs.

Bedanken kann sich "Mr. Scary" vermutlich natürlich bei sich selbst, aber auch bei seinen Gästen, die aus "Kill All Control" ein ungemein abwechslungsreiches Album machen: Fest im Line-Up stehen nur und Nic Spec (bss; Run, Run, Run). Auf dem Trommelbuben-Höcker sitzt Adrian Ost (Powerman 5000), der sich für einen Track mit Fred Coury (u.a. Cinderella) abwechselt. Das Mikrofon reichen weiter: London LeGrand (Brides Of Destruction, Souls Of We), Wil Martin (Earshot), Marq Torien (Bullet Boys) und der phantastische Keith St. John (Montrose), dessen strahlende backing vocals à la frühe Van Halen stark vermutlich so etwas wie den roten Faden des Materials darstellen. Das einleitende, flotteTitelstück braucht nur knapp drei Minuten als überzeugende Visitenkarte, gefolgt von den ruhigeren, aber genau so fesselnden "Done" und "Fly On The Wall" (wieder mit sehr effektvollem Hintergrundgesang). Sogar eine Akustikgitarre bringt das melodische "Wicked Witch" an den Start, bei dem LeGrand fast wie David Coverdale brunftet. Einen besonderen Leckerbissen stellt "Voices In My Head" dar, dem AICs Jerry Cantrell ein gewohnt düster-grandioses Riff-Fundament gelegt hat. Nachgerade Hitverdacht besteht u.a. bei "Resurrect You Soul", "Here Comes The Sun" und dem auch als Grunge durchgehenden "My Own Enemy".

Dass wir es mit einem Lynch-Album zu tun haben, beweisen die vielen kleinen liebevollen Details und gesetzten Akzente und zeigt natürlich "Son Of Scary" - als Nachfolger seines legendären Showpieces "Mr. Scary", das ihm auch seinen Spitznamen eingebracht hat. Hot Shit! Nur schade, dass man diese Formation vermutlich so nie live sehen wird...