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Tom Waits - Bad As Me Anti/Indigo
Format: CD
Das ist nun Tom Waits' zwanzigstes Studioalbum - und wenn überhaupt, dann hat er die längere Zeit seit seinem letzten Werk dazu genutzt, jünger zu werden. Jedenfalls geht der Mann, der zwischenzeitlich die 60 überschritten hat, mit einer ungestümen, jugendlichen Frische ans Werk. Die 14 Songs sind alle überschaubar lang und zuweilen hält sich der Meister auch mit Feinheiten gar nicht auf, sondern blendet die Nummern ungeduldig aus - um sich dann mit Gusto auf das nächste Stück zu stürzen. Im Prinzip ist dies ein typisches Waits-Album - in dem es vor unvorhersehbaren Tricks, Kniffen und Überraschungen nur so strotzt. So stülpt Waits jedem Song eine eigene Stimm-Persona über und lässt dabei sein ganzes Repertoire von der Leine: Vom Gartenzwerg auf Crack über den schläfrigen Sugar Daddy bis zum sinister grunzenden Teufels-Rapper findet man so ziemlich alle Waits-Schattierungen. Musikalisch gibt es auch ein breites Spektrum - normalerweise pervertierte Americana Varianten aus Blues, Jazz, Rumba, Rockabilly oder vertrödeltem Country - allerdings arrangementstechnisch durch die Waits-Mangel gedreht: Waits singt - thematisch wie üblich breitgefächert - nickelig gegen den Rhythmus, gab seinem Sohn, Drummer Casey Waits, die Anweisung, die Bass-Drum eingepackt zu lassen und Altmeister Augie Myers musste seine Orgel wohl als Percussion-Instrument missbrauchen. Dazu engagierte Waits ein Schar illustrer Gäste, um die Sache in Schwung zu halten: Keith Richards sorgt - neben Marc Ribot und David Hidalgo - für die notwendige Bodenhaftung und darf mit Waits sogar ein Duett grummeln, Flea steuert mehrfach eine Prise Funk bei und Charlie Musselwhite wird mit der Mundharmonica losgelassen. Weil das noch nicht reicht, gibt es gleich mehrfach Bläsersätze, die dem Ganzen jedoch keine Soul-, sonderen eher eine R'n'B-Note verpassen. Auch wenn dem Ganzen dieses Mal keine rote Linie innewohnt, ist "Bad As Me" doch eine der stärkeren Waits-Scheiben der Neuzeit geworden.
-Ullrich Maurer-
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