Was lange währt, wird endlich orange. Und völlig anders. Mit dem letzten hierorts vorliegenden Album "Existence" (2005) hat die aktuelle Zitrusfrucht jedenfalls erfreulich wenig zu tun. Tatsächlich gehen die eigenen Assoziationen ganz subjektiv mehr in Richtung Led Zeppelin (jedenfalls deren "Kashmir"-Streicher, vgl. "Toy"), Beardfish, Muppets Show Band, Doors ("Not Enough Fingers"), frühe Pain Of Salvation ("Ghost"), viel Mothers der Mitsiebziger-Phase und nicht zuletzt Leonard Bernstein (mehrere Flügelmotive, vgl. u.a. "Eight Quiet Minutes"). Überhaupt Keyboards: Allein zu den warmen Hammond-Sounds allenthalben möchte man Ekky Meister gratulieren. Und Sänger/Schlagzeuger Niko Knappe (live überlässt er die Sticks einem Gastmusikerr) zu den herrlich abgedrehten, teils ultrahoch gekrischenen ("That Is Why All Hate You In Hell"), aber immer wunderbar passenden Gesangsbeiträgen. Nix mehr Gothic-Grau - allein schon die teils gewagten Bläsersätze und besagter rotzfrecher Gesangsansatz sorgen dafür, dass hier tatsächlich ständig orange Sonnen aufgehen. Dies geschieht mal in bluesrockigerem Szenario ("Elephant"), mal in purer Seventies-Seligkeit ("Diamond", DeWolff-Fans hinhören!) und mal wird geswingt oder gefreejazzt ("Antipole").
Das Album soll "live im Studio" aufgenommen worden sein. Frisch und fetzig genug klingt es, um dies glaubhaft zu machen. Eine der ersten großen, Positivüberraschungen des Jahres mit übrigens kongenial wunderbarem Artwork. Apropos fetzig: Wann gibt es die Leipziger endlich mal live und in orange?