Die Hollies - gibt es die überhaupt noch? Sieht ganz so aus, zumindest erschien noch 2009 ihr letztes Studiowerk "Then, Now, Always". Und das, obwohl die erste Single schon vor 49 Jahren auf dem zeitweilig auch die Beatles beherbergenden EMI-Sublabel Parlophone herauskam. Die Hollies waren und sind berühmt für strahlenden, klaren, doch erfreulich selten klinisch sauberen Satzgesang. Obwohl ihre Karriere als gut dokumentiert gelten darf, gibt es doch hin und wieder Entdeckungen - so wie diese hier. "Radio Fun" heißt so, weil diese 32 Songs live für die BBC eingespielt wurden. Und weil sie Spaß machen. Die Aufnahmen datieren von 1964 bis 1971, decken also ihre größten Erfolge ebenso ab, wie die Jahre mit Graham Nash, der 1968 in die USA ging - der Rest ist (CSN&Y-)Geschichte.
Auf den Radio-Sessions finden sich überwiegend sehr inspirierte Versionen, bei deren Live-Sound kaum Abstriche gemacht werden müssen. Der Hit "Bus Stop" erinnert an eine Zeit, als noch Umbrellas (Schirme) statt Facebook-Posts geshared wurden. Die Sam Cooke-Nummer "Shake" zeigt, wie relativ hart die Band rocken konnte, "Put Yourself In My Place" demonstriert einen - bis auf die Mundharmonika - nah bei den Beatles stehenden Sound.
"Hard Hard Year" plärrte zwar bislang nicht aus jedem Autoradio, der traurig-starke Song lohnt aber die Entdeckung. Auch Fremdmaterial wie etwa "That's How Strong My Love" (Roosevelt Jamison) glänzt in diesem Rahmen prächtig. Das gloriose Finale gehört zu Recht dem Welthit "He Ain't Heavy, He's My Brother", der nach wie vor einen Kloß im Hals oder gar feuchte Augenwinkel verursacht (wenn man ihn sich nicht schon überhört hat).