Der Mann kann schneller Platten und DVDs veröffentlichen als Mutti Merkel Umweltminister feuern. Doch auch wenn einem von dieser Schlagzahl leicht schwindlig (und Fan-Portemonnaies leicht schwindsüchtig) werden kann - bei "Driving Towards The Daylight" geht wieder mal hell die Sonne auf: Die Novocain-Hymne "Dislocated Boy" bietet einen knalligen, artgerechten Einstieg, Robert Johnsons "Stones In My Passway" nimmt traditionellen Blues aufs Korn. Da zielt Howlin' Wolfs "Who's Been Talking" in Joes Fassung eher auf die BritBluesRock-Tradition à la Led Zep. Bei beiden gastiert übrigens Brad Whitford (Aerosmith) achtbar an der Gitarre.
Bei vielen Tracks doppelt der Barde die erneut anbetungswürdig schluchzende '57er Les Paul mit einer Akustikgitarre (Grammar Johnny Cash). Das tut dem Sound der abermals von Kevin Shirley (Black Country Communion) produzierten Scheibe sehr gut. Genau wie die bislang besten Orgelparts auf einer Bonamassa-Scheibe - von Arlan Schierbaum. Hübsch und radioverdächtig ist der soulige Album-Closer "Too Much Ain't Enough" u.a. wegen den Gast-Vocals von Jimmy Barnes.
Das wäre ja soweit alles vielleicht noch nicht der Erwähnung wert. Gäbe es da nicht die Balladen. Mit dem Titelstück hat Joe endgültig die Kuschelblues-Krone mit Pippi in die Augen Steig-Garantie von Gary Moore (R.I.P.) geerbt. "A Place In My Heart" und "New Coat Of Paint" sind ähnlich gelagert, also zum Heulen schön. Als abgeklärter Schreiberling würde man solchen Emotionssturm ja gerne als abgeschmackt belächeln. Klappt nicht. Wo waren nochmal die Taschentücher...?!