Twin Shadow a.k.a. George Lewis Jr. fährt gerne Motorrad. Das sieht man in seinem tollen Video zur fantastischen Vorab-Single "Five Seconds" und davon handelt auch sein neues, zweites Album "Confess": Die fünf Sekunden, in denen man auf 100 Meilen pro Stunde beschleunigt und dann den fünften Gang reindonnert. Auf dem Album-Cover, im "Five Seconds"-Video und anhand des Artworks zu seiner US-Sommertour "Ton Up" ("ton up" bedeutet so viel wie "über 100 Meilen pro Stunde") bastelt Twin Shadow sich einen Kosmos aus rivalisierenden Jugend-Gangs, Lederjacken und - natürlich - alten Motorrädern.
Das liest sich erst mal wie die Kurzbeschreibung eines Susan E. Hinton-Romans, deren Darstellung der Greaser-Subkultur der 1960er Jahr modisch und ästhetisch vielleicht auch eine Inspiration für George Lewis Jr. ist. Klanglich hingegen steht "Confess" wie schon der Vorgänger "Forget" ganz in der Tradition der 1980er: Synthesizer, Drum-Computer und dazu eine flirrende Gitarre, gerne auch mal mit einem gniedeligen Solo.
Neu ist, dass Lewis sich stimmlich viel mehr zutraut als noch auf "Forget": Man denke nur an die Zeile "There's no way to get it off" im Refrain von "Five Seconds", bei der seine Stimme sich fast überschlägt. Generell ist "Confess" viel dramatischer als das 2010er Debüt. Jenes war zwar ein gutes Album, über die ganze Länge jedoch etwas ereignisarm. Auf seinem Zweitwerk ist Lewis deutlich experimentierfreudiger, gleichzeitig aber auch eingängiger geworden. Er singt häufig im Falsett und bewegt sich z.B. mit dem Glockenspiel bei "Golden Light" oder dem - zugegebenermaßen irgendwie geilen - Girarrensolo bei "Patient" hart an der Grenze zum Kitsch.
Und das ist eben der Punkt: Twin Shadow bringt den Sound der 80er selbst in schmalzigen Balladen wie "Be Mine Tonight" heile nach 2012, ohne dabei albern zu wirken. Dass das dann auch noch mit seiner Greaser-Tolle und seiner Motorrad-Gang-Nummer zusammengeht, ist schon ein Kunststück. Kurz: "Confess" könnte auch der Soundtrack zu einem 80er-Jahre-Film über eine Jugendgang der 50er oder 60er Jahre sein. Und zwar ein ziemlich guter Soundtrack.