Nur damit das klar ist: Hier handelt es sich um das (Bear Family-typisch aufgebohrte und dokumentierte) Original-Album der Everly Brothers und nicht um das zeitgleich erscheinende Remake, von Green Day-Frontmann Billy Joe Armstrong und Norah Jones. Die Geschichte des Albums geht wie folgt: Aufgrund eines anstehenden Label-Wechsels und vertraglicher Verpflichtung sahen sich die Everlys genötigt, ein Album ohne mögliche Single-Hits einzuspielen, die den geplanten Launch auf dem neuen Label eventuell stören könnten. Dabei verfielen sie auf den Gedanken, sich den klassischen Folk- und Folklore-Songs zu widmen, die ihr Vater, Ike Everly, in seiner Karriere als Musiker selbst gespielt und ihnen insofern natürlich auch vererbt hatte.
Mit minimalem Aufwand (Gitarre, zwei Stimmen und Bass) aber in technisch hochwertiger Qualität wurde das Material - wie damals üblich - in kürzester Zeit in Nashville eingespielt. Zu hören gibt es Originäres aus dem amerikanischen Folk-Kanon, das heutzutage teilweise noch zum Standard gehört - teilweise aber auch wieder in Vergessenheit geriet. Kurz gesagt: All jene, die heutzutage die Milk Carton Kids (oder vor einigen Jahren die Kings Of Convenience) als Offenbarung und Maß aller Dinge bestaunen, sollten sich mal mit dieser Scheibe beschäftigen, denn hier zeigen die Gründerväter des Genres, wie man Material dieser Art makellos, brillant und auch heute noch berührend in Szene setzt. Ein Eindruck, der noch dadurch verstärkt wird, dass Bear Family der Veröffentlichung das Bonus-Album "Songs Our Daddy Learned" beipackt, auf dem frühere Versionen des betreffenden Materials versammelt sind, die zuweilen vielleicht aufwendiger inszeniert sein mögen und ursprünglicher daherkommen, aber selten die überwältigende Geradlinigkeit und Transparenz der Everly-Interpretationen erreichen.