Mit dem letztjährigen "Night Of The Hunters" wagte Tori Amos erste klassische Versuche und machte das ganz ausgezeichnet. Ziemlich genau ein Jahr später schon legt sie nach und veröffentlicht mit "Gold Dust" ein weiteres Album auf Deutsche Grammophon, ein weiteres Album voll klassischer Musik und klassischer Schönheit.
Zusammen mit dem Metropole Orchestra in Amsterdam hat Tori Amos 14 ihrer eigenen Lieder neu eingespielt. Und zwar nicht ihre großen Hits von früher, sondern "Cloud On My Tongue" statt "Cornflake Girl", "Silent All These Years" und "Winter" statt "Crucify". Persönliche Favoriten heißt es. Dazu gehören auch Lieder wie "Star Of Wonder" oder "Programmable Soda", also auch Lieder aus der jüngeren Vergangenheit. Doch genau das, die Herkunft, das Alter, die Platte von damals, spielen auf diesem Album so überhaupt keine Rolle. Weil sich hier eine neue Geschichte aufbaut, etwas Neues entsteht und sich dieses Album so zu keiner Zeit wie eine Compilation, sondern wie ein sehr frisches, sehr stimmiges und hochgradig spannendes Album anhört.
Das liegt natürlich einmal an der Amos, an ihrer markanten Stimme und ihrer einzigartigen Art, die vermutlich auch zu HipHop oder Free Jazz singen könnte und es würde wunderschön klingen. Doch gleichzeitig liegt das auch an den vielen Geigen und Harfen, den Oboen und Flöten, den Celli und Klarinetten, die dem ganzen einen sehr erhabenen, sehr feinen Klang geben - und es gleichzeitig schaffen, "Gold Dust" nicht als typisches Klassik-, sondern als neue Amos-Album erklingen zu lassen. Weil sie zwar zu jeder Zeit kräftig und wichtig klingen, sich aber nie in den Vordergrund drängen. Sie supporten die Sängerin, sie geben den Liedern den Rückhalt, die Stärke, lassen sie aber auf eigenen Beinen stehen. Und genau das sorgt für diese wundervollen Momente und die Gänsehaut nicht nur bei "Marianne" und "Gold Dust". Und so ist dieses Album natürlich ein absolutes Muss für Tori Amos-Fans und eine zu jeder Zeit interessante Angelegenheit für den Rest.