Es wäre ja fast schon ungewöhnlich gewesen, wenn sich die Isländerin Ólöf Arnalds (die tatsächlich mit dem Sound-Künstler Òlafur Arnalds verwandt ist) sich nicht auch eine eigentümliche musikalische Sprache ausgedacht hätte, wie so viele ihrer musizierenden Landsleute. Sie steht auch dazu: Die Möglichkeit etwa, das Ganze in eine Schublade zu stecken, unterbindet sie schon mit einem ihrer Songtitel: "You Can Call It What You Want". Es ist dies zwar bereits das dritte Album der Songwriterin - aber das erste ganz auf Englisch und das erste, das international großflächig bekannt gemacht wird.

Wie dem auch sei: Die gelernte Geigerin singt hier vorwiegend zur akustischen Gitarre und/oder mit gaaaanz sacht gestreichelter Rhythmusgruppe. Trotzdem passt das Ganze nicht so recht in die Folk-Ecke, weil erstens die musikalischen Webmuster, die Ólöf mit wenigen Mitteln höchst effektiv spinnt, so gar nichts mit klassischen Folk-Schemata und -Themen zu tun haben (dafür aber punktuell mit Madrigalen) und zweitens, weil sie (in dem Fall erkennbar unstudiert) sich auch eine ganz eigene Art zu singen angeeignet hat. Mit zuschaltbarem Vibrato hüpft sie - fröhlich jubilierend, ziemlich ungezügelt, ein wenig schrill und manchmal begleitet von einem selbstgebastelten Chor - von Ton zu Ton. Für an Radio-Konventionen gewöhnte Musikfreunde ist das gewiss schon zu nervig - alle anderen (und insbesondere solche, die mit gesanglich ähnlich unberechenbaren Kolleginnen wie Scout Niblett und Joanna Newsom ihren Frieden geschlossen haben) aber entdecken hier eine weitere charmante Quertreiberinnen im Reich der spinnerten Unangepassten. Mal abgesehen davon, dass das hier alles ruhig und ohne laute Töne passiert, ist dies schon ein aufregendes und spannendes Werk geworden.