Nataly Dawn gehört zu jener Gattung Musikerinnen, die einen gepflegten Grad von Wahnsinn in ihrer Kunst verwoben hat - gerade so viel, dass die Angelsachsen sich hier auf den Begriff "kooky" eingeschossen haben - was auch einen gewissen niedlichen Unterton mit sich führt. Als Hälfte des Indie-Duos Pomplamoose und mit der in kleinerem Rahmen erschienenen Solo-CD "Her Earlier Stuff" einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte, gelang es ihr über die Crowdfunding Plattform "Kickstarter", 100.000 Dollar für die Produktion dieses neuen, autobiographisch gefärbten Werkes zu sammeln. Obwohl dies ein recht ordentlichen Budget ist, verzichtete Nataly darauf, das mit einer Hochglanz-Produktion zu verschwenden, sondern entschloss sich, das Material lieber mit einer hochkarätigen Mannschaft live im Studio einzuspielen. Nicht in irgendeinem, wohlgemerkt, sondern im Prairie Sun Studio, wo auch einige Tom Waits-Scheiben entstanden - und das ist ein Künstler, den Nataly selbst verehrt. Nicht so sehr wie Eleni Mandell etwa, die ja jahrelang einräumte, dass sie angestrebt hatte, Tom Waits sein zu wollen, aber immerhin so sehr, dass Nataly in puncto einer eigenen musikalischen Ruppigkeit und ungewöhnlicher rhythmischer und klangtechnischer Spielereien mit dem großen Bärbeiß durchaus eine gewisse Ähnlichkeit aufweist. Auch ihre Vorliebe für zirkusmäßig daherhüpfende Vaudeville-Nummern, jazziger Schlenker, eine gewisse Kurt Weillsche Unerbittlichkeit und eine dezidiert spröde Vortragsweise passen da ganz gut ins Bild. Das und der Umstand, dass Nataly anderseits im Prinzip der Folkpop-Sparte zuzurechnen ist, machen dieses Werk zu einem recht eigenständigen.