Das ist nicht die Scheibe, die man nach Josh Ritters letztem Werk "So Runs The World Away" erwartet hätte. Es ist aber auch nicht die Scheibe, die er sich selbst vielleicht gewünscht hätte. Wie auch? Thematisiert sie doch die Scheidung von seiner Frau, Songwriterin Dawn Landes. Damals, als das Paar frisch verheiratet war, schwebte Josh auf Wolke sieben, sah eine strahlende musikalische Zukunft vor sich und hatte gerade seinen ersten Roman fertig geschrieben. Und nun das. Erstaunlicherweise ist die neue Scheibe - die wirklich alle Aspekte des Themas aufgreift, von der Niedergeschlagenheit, den Vorwürfen, neuen Liebschaften bis hin zu Versöhnlicherem - wieder eine Sammlung von Folksongs geworden. Zumindest prinzipiell - denn eine Facette seiner Arbeit lässt aufhorchen. Das sind die Treatments, denen er die Songs unterzieht - mit Keyboards, Sound-Effekten und eher ungewöhnlichen Instrumenten-Kombinationen.
Das sind alles Dinge, die er von Dawn Landes gelernt hatte - wie er zu "World" Zeiten freimütig einräumte. Dass er diese nun weiterhin einsetzt, zeugt von innerer Stärke. Musikalisch macht Ritter das einzig Richtige: Anstatt depressive, musikalische Trauerklöße für seine wortreichen Selbsterklärungen zu verfassen, flüchtet er sich in gutgelaunte, simple Akkordfolgen - deutlich in der Nähe von Kinderliedern. (Josh hatte sowieso vor, mal eine Scheibe mit Kinderliedern zu machen.) Nun, nachdem er mit einer (neuen) Frau zusammengezogen ist, die "ihm so oft gesagt hatte, dass sie ihn liebe, dass er das auch glaubte" (und für die er selbstredend auch einen Song geschrieben hat), ist das Licht am Ende des Tunnels auch auf der Scheibe greifbar. Mag sein, dass dieses Werk musikalisch nicht die Grandezza und Vision seines Vorgängers hat - es ist aber zweifelsohne Josh Ritters persönlichstes Statement geworden - und eines, das jedermann, der auch nur ansatzweise in einer solchen Situation war wie Josh, ohne weitere Erklärung nachvollziehen kann. Mal so gefragt: Kann ein Songwriter eigentlich mehr mit seiner Kunst erreichen? Jetzt sind wir dann aber wirklich gespannt auf Dawn Landes nächste Scheibe...