Es war ein schwerer Gang ins Studio, nachdem Black Rebel Motorcycle Club vor drei Jahren den Verlust ihres "vierten Bandmitglieds" Michael Been überwinden mussten, der die Band nicht nur jahrelang als Sound Engineer, sondern als Vater von Robert Levon Been auch als enges Familienmitglied begleitet hatte. Der folgende, nötige Abstand und das Runterfahren aller Regler auf null war dabei essenziell für die Band, um sich emotional und künstlerisch auf ihr sechstes Album, "Specter At The Feast", einzulassen. Dabei herausgekommen sind Songs, deren Wesen von Schwermut und Nachdenklichkeit gezeichnet sind ("Returning", "Sometimes The Light"), aber die eben auch den Blick darüber hinaus wagen und sich in den lauten Momenten der Platte außerordentlich durchdringend, leidenschaftlich und impulsiv zeigen ("Rival", "Teenage Disease").
Black Rebel Motorcycle Club haben schon immer ganz nach ihren eigenen Regeln gespielt und setzen ihren eingeschlagenen Weg unbekümmert mit den neuen Songs fort, indem sie diese nicht als ein vorgeformtes Konstrukt mit festgelegtem Spielraum angehen. Vielmehr zehrt das Trio davon, sich nach wie vor musikalische Freiheiten zu bewahren, indem sie die oftmals verzerrten Blues-Rock-Gitarren, schweren Basslines und den Schlagzeug-Input dazu ermuntern auch einmal minutenlang ganz und gar im jeweiligen Moment versunken zu verweilen. So sind, ähnlich wie beim Vorgänger "Beat The Devil's Tattoo", Songs mit Überlänge wie der Opener "Fire Walker" oder das abschließende "Lose Yourself" keine Seltenheit, die dank der erstklassigen Umsetzung nicht im geringsten sperrig wirken.
Zu Beginn des Albums findet sich mit "Let The Day Begin" außerdem eine Hommage an Roberts Vater, der mit diesem Song Ende der 80er samt seiner Band The Call mehr als einen Achtungserfolg verbuchen konnte. Im Vergleich zum Original eine etwas dynamischere Verneigung, die sich im Hinblick auf das Repertoire von Black Rebel Motorcycle Club aber bestens zu den eigenen Songs gesellt. Die Band spricht bei diesem Album von einer Rückbesinnung auf die Anfangszeiten - ein Verweis, der vor allem in den aggressiveren Momenten durchaus nachzuvollziehen ist. Besonders "Rival" und "Teenage Disease" entladen ab der ersten Sekunde ein beachtliches Maß an Angriffslust und Wut und zerspringen bei jedem Akkord förmlich vor aufgestauter Energie, so dass der Hörer unmittelbar selbst aus der Haut fährt. "These songs were born to be loud" - diese Aussage glauben wir Robert Levon Been sofort und werden uns dementsprechend für den musikalischen Ausnahmezustand wappnen, der uns bei der Anfang April beginnenden Tour erwarten wird.