Der große Vorteil von Current Swell ist der, dass die Band - gleichwohl sie im Prinzip der Americana frönt - aus Kanada kommt. Das bedeutet in diesem Fall, dass sich Scott Stanton und seine Mannen wesentlich mehr stilistische Freiheiten herausnehmen, als die eingeborenen Amis (was übrigens für eine kanadische Band gar nicht selbstverständlich ist). Im Wesentlichen heißt das, dass gemacht wird, wonach der Song gerade verlangt. Und das kann dann halt auch mal Indie-Rock, Gospel, Folk oder Pop sein. Bislang schrieben die Jungs ihre Songs über das Reisen - wie das eigentlich in den USA typisch ist. Auf dem neuen Werk kümmert man sich aber um Leute und Charaktere. Vielleicht ist deswegen die neue Songsammlung auch so abwechslungsreich und überraschend geraten. Dass die Band jede Menge Meilen unter dem Gürtel hat, hört man dieser Scheibe deutlich an - auch wenn das Ganze durchaus eine sauber produzierte Studio-Scheibe geworden ist; die freilich ihrerseits wieder danach schreit, ins Live-Medium umgesetzt zu werden. Insgesamt ist dies eine starke Scheibe mit starken, zeitlos klassischen Songs geworden. Und dass die Jungs in Brasilien eine fanatische Anhängerschaft haben, darf nicht unerwähnt bleiben (auch wenn es sich musikalisch nicht niederschlägt).